Anders nachhaltig

Deutsche Mobility-Start-ups: Sono Motors

Sono Motors will mehr anbieten als ein Elektroauto mit Solar-Paneelen. Sie wollen die Branche ändern. In wenigen Tagen hat sich entschieden, ob der Traum noch lebt.

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Elektroautos, alternative Antriebe 4 Bilder
Lesezeit: 6 Min.
Von
  • Bernd Kirchhahn
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Um es kurz zu machen: Bei Sono Motors brennt der sprichwörtliche Baum. Dem Unternehmen ist das Geld ausgegangen. Aktuell läuft eine Crowdfunding-Kampagne, die innerhalb von 30 Tagen – bis Ende Dezember – 50 Millionen Euro einsammeln soll. Das wäre in der europäischen Start-up-Szene ein einzigartiger Erfolg.

Dass die Situation so brenzlig geworden ist, liegt im Fall von Sono Motors nicht am Produkt. Das scheint, gemessen am investierten Geld, sogar ausgesprochen gut zu sein: Ein Van-artiges Elektroauto mit Solar-Paneelen an der Karosserie. Die sollen die Basisreichweite von 250 Kilometer um rund 34 Kilometer erweitern. Kostenpunkt inklusive Batterie: 25.500 Euro.

Mehr als ein Elektroauto

Das Besondere ist, dass es für das Geld weitaus mehr gibt als ein Elektroauto. Jona Christians, Navina Pernsteiner und Laurin Hahn, die Gründer von Sono Motors, wollen die gesamte Produktion mit möglichst geringem CO2-Ausstoß fahren. Dafür wollen sie das Auto in Trollhättan bauen lassen. Weil die ehemaligen Saab-Werke jetzt zu 100 Prozent aus erneuerbaren Energien gespeist werden. Jeder Fahrzeugbesitzer wird gleichzeitig Teil der Sono-Community und kann sein Fahrzeug, wenn er möchte, mit anderen teilen.

Auch technisch hatte das Fahrzeug einiges zu bieten – mal abgesehen von den Solarzellen. Continental und Bosch konnten als Zulieferer gewonnen werden. Die Rekuperation soll enorm effizient sein und das Datenmanagement auf der Höhe der Zeit. Innovativer Gag am Rande: Im Inneren soll Moos angepflanzt werden, um die Luft zu reinigen. 260.000 Stück seines so genannten Sion will Sono Motors in Schweden fertigen lassen. Den Gründern geht es wirklich und glaubhaft darum, die neue Mobilität mitzugestalten. Darum, dass weniger Autos gefahren werden, diese mit erneuerbarer Energie getankt und von den Besitzern geteilt werden.

Investoren ticken aber anders. Nach Angaben von Sono Motors habe man durchaus internationale Geldgeber gefunden. Diese seien jedoch nur daran interessiert gewesen, Techniken zu übernehmen oder schnell Geld zu verdienen. Nicht daran, langfristig ein nachhaltiges System aufzubauen. Und so entschied sich Sono Motors (mit mittlerweile rund 100 Angestellten) für die Crowdfunding-Variante.

Der Rechenweg dahinter geht so: 10.000 Kaufinteressenten haben bereits eine Anzahlung über jeweils 500 Euro geleistet. Würden 2000 davon den vollen Kaufpreis vorab überweisen, wäre das Finanzierungsziel erreicht. Am 30. Dezember 2019 endet die Kampagne.