Digitalradio wird Pflicht in Neuwagen

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Der theoretisch bessere Klang von DAB+ wird inzwischen dadurch torpediert, dass die Bitrate zugunsten von immer mehr Sendern gesenkt wird. In vielen Testwagen ist das nicht dramatisch, denn die Lautsprecher sind oft von minderwertiger Qualität und die Dämmung durchaus noch zu verbessern. Bleibt als ein großer Vorteil gegenüber UKW der deutlich geringere Strombedarf beim Senden. Und als kleiner das zusätzliche Informationsangebot mit Plattencovern und Wetterberichten auf dem Display.

Verzögertes Analog-Ende

Mit dem Ende der Ultrakurzwelle (UKW) tut sich nicht nur Deutschland schwer. Der Digitale Satelliten-Rundfunk (DSR) begeisterte die wenigen Hörer mit einer bis dato unerreichten Klangqualität. Doch die Geräte waren teuer, der Absatz blieb unter den Erwartungen. Ab Ende 1994 war es zudem nur noch über den Satelliten Kopernikus oder das Kabelfernsehen der Telekom zu empfangen. Im Januar 1999 wurde die Ausstrahlung beendet.

Mit DAB wollte man die alten Fehler nicht wiederholen. Hier kam der Markt, begünstigt durch deutlich preiswertere Geräte, etwas besser vom Fleck. Auch einige Autohersteller zogen nun mit und boten einen Digitalradio-Tuner als Extra an. Doch dem zarten Pflänzchen, das sich da entwickelte, wurde brutal der Boden entzogen. Mit der Umstellung auf DAB+ wurde Schritt für Schritt die Ausstrahlung von DAB zurückgefahren. Da sich die alten Geräte nicht einfach updaten ließen, blieben sie irgendwann stumm. Ein schwacher Trost war, dass die DAB+-Geräte abwärtskompatibel waren. Doch wer einst in DAB im Auto investiert hatte, fährt inzwischen einen funktionslosen Elektronikbaustein durch die Gegend. Was früher in Zeiten des DIN-Schachts vergleichsweise einfach zu lösen gewesen wäre, ist nun nur noch mit einem tiefen Eingriff in die Fahrzeugperipherie möglich.

Digital-Konkurrenz für das Digitalradio

Ganz allgemein erwächst dem Radio eine harte Konkurrenz durch Anbieter wie Spotify, Napster, Google und Apple. Mit der Verbreitung von Android Auto und Apple Carplay können solche Dienste in einigen Autos bequem genutzt werden. Handy-Flatrates mit immer größeren Datenmengen unterstützen diese Entwicklung. Zusätzlich wird das klassische Radio von einer Seite in die Zange genommen, die bisher kaum als ein Kritiker aufgetreten ist. Die Rechnungshöfe der Bundesländer Mecklenburg-Vorpommern, Niedersachsen, Hamburg und Schleswig-Holstein fordern, die parallele Aufrechterhaltung von analogem und digitalem Rundfunk aus Kostengründen zu beenden. Das Digitalradio sei eine Sackgasse, heißt es in einem Papier des niedersächsischen Landesrechnungshofes. Dagegen wehren sich einige südlich gelegene Bundesländer heftig. Sie dürften mittelfristig, auch durch die aktuelle Entscheidung auf EU-Ebene, die besseren Argumente haben. (mfz)