Fahrbericht Citroën Cactus C4

Inhaltsverzeichnis

Das gereicht für sich genommen bis hierher ziemlich perfekt zum sympathischen Klischee und hat somit das Potenzial für das geschätzte Citroën-Image von früher. Bis hierher. Denn leider hat man nach der Entwicklungsglanzleistung am Fahrwerk offenbar die Lust verloren, sich auch der übrigen Themen anzunehmen, die ein Auto eben auch noch ausmachen.

Fahrsicherheit fordern und fördern

So bleibt es bei der fahrsicherheitsgefährdenden Heizungsbedienung nur über den zentralen 7-Zoll-Monitor. Was nutzt ein Telefonverbot am Steuer, wenn ich Grundfunktionen der Fahrzeugbedienung nur über einen Touchscreen erreiche? In solchen Autos komme ich zum Schluss, dass eigentlich auch Berührungsbildschirme während der Fahrt für den Chauffeur gesperrt sein müssten. Doch auch hier traut sich die Politik offenbar nicht an die Autoindustrie. Es bleibt beim Proforma-Standard-Appell nach dem Einschalten, über den man wie über jede salvatorische Klausel hinwegliest.

Der aktiven Sicherheit förderlicher sind da die Assistenzfunktionen, allerdings sind sie klassenüblich etwas einfacher gestrickt. Bei Totwinkel- und Spurhalteassistent spart sich PSA den technisch möglichen Lenkeingriff, beim Tempomaten eine Abstandsregelfunktion. Zudem erhältlich sind Funktionen wie ein Notbremsassistent (bis 85 km/h), Schildererkennung, wahlweise mit Einfluss auf den Tempomaten, Müdigkeits- und Aufmerksamkeitserkennung und automatisches Längs- und Querparken.

Es zwickt an einigen Ecken

Beim ersten stilechten Reinfläzen (auf- oder abgesperrt scheint damals niemand zu haben - heute bietet der Cactus einen schlüssellosen Zugang) freut man sich über das lichtdurchflutete Interieur, beginnt aber nach einiger Fahrt in bestem Wetter vergeblich nach einem Sonnenschutz zu suchen. Eine infarotabweisende Beschichtung des großen Glasdachs (für nur 490 Euro) soll eine Jalousie überflüssig machen, „Blendung“ war aber offenbar kein Thema. Zudem lässt es sich nicht öffnen und beginnt erst über der Stirn der vorn Sitzenden. In das Bild passt, dass die hinteren Türen nur Ausstellfenster bieten – als sei der Cactus eine frugale Sparbüchse wie der Citroën C1.

Dazu kommt, dass hinten das Dach zu niedrig oder die Sitzbank zu hoch ist, jedenfalls streift die Frisur normal gebauter Menschen dort die inneren Dachkanten. Dass die Beinfreiheit nur bis „mittelgroß“ reicht, ist konzeptbedingt – der Citroën ist mit 4,17 Metern etwas länger als ein VW Polo. Die hinteren Sitzlehnen sind nun zwar getrennt umlegbar, allerdings erzeugt man damit immer noch eine störende Stufe. Ein größerer Nachteil am 348 bis 358 (VW Polo 251 bis 351 Liter) fassenden Kofferraum ist die hohe Ladekante. Immerhin liegt unter dem Ladeboden ein vollwertiges Reserverad, wenn auch in der Dimension des Vorgängermodells von 185/60R15 – da scheinen noch ein paar übrig gewesen zu sein. Diese Ausstattung gilt überraschenderweise aber nur für den gefahrenen PureTech 110 S&S EAT6 – alle anderen Versionen sind serienmäßig mit einem Reparaturset bestückt und werden nur wahlweise mit Reserverad geliefert – bis auf den Diesel, der bekommt ein Notrad.

Die Kosten für Kraftstoff und Überführung hat der Verlag übernommen. (fpi)