Fahrbericht Energica Eva

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Aus dem leidvollen Erfahrungsschatz des Italo-Freundes erwartete ich von Energica auch die üblichen Ausfälle, hauptsächlich der Elektronik, Elektrik und des Tachos. Davon gar nichts, trotz Kleinstserienfertigung. An diesen Motorrädern funktioniert alles auf einem Niveau, dass zunächst nicht auffällt, was fehlt: Fehler. Das bringen auf diesem Niveau wenige kleine Hersteller fertig, das möchte ich besonders loben. Das alles hat jedoch einen hohen Preis: 30.226 Euro für ein Motorrad, das mit Spaß 100 bis 150 km weit fährt, mit Schmerzen vielleicht sogar die 200 km, die Energica für den Eco-Modus als Maximum angibt.

Klingt retrofuturistisch

Wir haben in der Eva also ein sehr schweres, teures Spielzeug, das die üblichen Avantgarde-Kunden solcher Dinge finden wird. Sie zeigt aber schon heute, wie elektrische Einspur-Roadster zukünftig fahren könnten. Es fehlen mir noch Leichtigkeit und Reichweite. Es fehlt mir ansonsten nichts, im Gegenteil würde ich meinen furchig Drehmomentwellen abgebenden Einzylinder sofort gegen einen E-Motor tauschen, wenn ich damit an einem Nachmittag die 350 km meiner Hausrunde fahren könnte. Selbst das dem Motorradfahrer so wichtige Fahrgeräusch schallt aus dem gerade verzahnten Einganggetriebe: Die Eva klingt retrofuturistisch, wie die Autos in TV-Zukunftsvisionen der Siebzigerjahre.

Ähnlich KTMs Freeride lassen Sondereinsatzgebiete am meisten hoffen auf Kundschaft für so ein Sondereinsatzfahrzeug. Diesen Sommer wird erstmalig das Sellajoch jeden Mittwoch von 9 bis 16 Uhr für alle Fahrzeuge außer die Diesel-Shuttlebusse und Elektrofahrzeuge gesperrt. Wir waren da oben also allein mit den Fahrradfahrern, Bussen und einem einsamen Tesla Model X. Mit solchen Erlebnissen könnte Energica durchaus anfangen, Geld verdienen, bis billigere Fahrzeuge möglich werden. Ich wünsche es ihnen, und ich wünsche es mir, denn genau solche Motorräder haben den italienischen Fahrzeugbau an ihren besonders warmen Platz in unseren Herzen gebracht. (cgl)