Fahrbericht Jeep Renegade 1.0 T-GDI

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Besonders ärgerlich aber war, dass das Bediensystem immer mal wieder im jeweils aktuellen Menü festhing, ein Reboot war dann leider nur durch Neustart des Autos möglich. Auf einer Autobahn oder Landstraße ist das natürlich oft nicht mal so spontan drin.

Noch viel unglaublicher waren jedoch die Fehler in den Assistenten für Schildererkennung (Geschwindigkeit), Spurhaltung (erkennt oft gar keine Fahrbahnmarkierungen, steuerte dann aber zweimal sehr überzeugt ganz unbeirrt in den Gegenverkehr – und das ohne sichtbare Linien am Boden) und City-Notbremsung mit zwei extrem erschreckenden Fehlalarmen. Selbst wenn dieser Assistent zurecht alarmiert hätte, wäre mir die laute Warnung keine Hilfestellung gewesen – eher das Gegenteil. Die Rückübernahmeaufforderung kommt oft auf längeren Geradeausstrecken – trotz Händen am Lenkrad. Der Schreck bei Fahrer und Passagieren ist gewaltig, denn auch sie macht sich laut und schrill bemerkbar.

Vielleicht lieber etwas weniger Assistenz

Ich habe die Assistenten abgeschaltet, wo möglich – deren eigenmächtiges Treiben war mir einfach zu riskant. Das ist natürlich genau das Gegenteil von dem, was man von Assistenzsystemen erwarten sollte. Weil FCA beileibe nicht der einzige Hersteller ist, der so unausgegorenes Zeug einbaut, möchte ich noch einmal anregen, Eure Kunden lieber nicht als Beta-Tester zu benutzen. Die leibhaftige Anschauung der Probleme schafft Skepsis gegenüber dem angekündigten selbstfahrenden Auto, das Ihr als Hersteller ja so gern bald verkaufen würdet. Dass Assistenten auch wirklich gut arbeiten können, zeigt der Abstandstempomat des Renegade mit seinen sehr natürlich wirkenden Übergängen, sogar bei Einscherern, die den Mindestabstand nicht einhalten.

Eine Lifestyle-Zugabe ist offenbar das 506-Watt-Soundsystem mit seinen acht Lautsprechern und Subwoofer des – urteilt man nach den Kopfhörern der Mitmenschen in der U-Bahn – gerade ziemlich angesagten Herstellers Beats Audio. Da darf es dann auch nicht stören, wenn es sich eher lifestylish als möglichst neutral anhört. Dafür finde ich es für 1690 Euro inklusive Navi zu teuer.

Der Grundpreis für einen Renegade 1.0 beträgt 20.700 Euro, der Basispreis 25.200 für die höchste mit diesem Motor erhältliche Ausstattungsvariante. Damit erhält man unter anderem die erwähnten, unnötigen 17-Zoll-Felgen, den empfehlenswerten Abstandstempomaten, das unerträgliche Auffahrwarnsystem, einen Totwinkel- und einen Fernlichtassisten, schlüsselloses Öffnen/Verriegeln sowie eine im Verhältnis 40/20/40 klappbare Rücksitzlehne. Dazu kamen das zweiteilig herausnehmbare Dach für 1490, LED-Scheinwerfer für 890 Euro und das leuchtende Orange für 490 Euro, um nur einige Sonderausstattungen zu nennen.

Der Testwagen kostete damit 30.440 Euro. Das spielt sich im Rahmen der ähnlich motorisierten und dimensionierten Autos wie dem Seat Arona 1.0 EcoTSI (Test), einem Hyundai Kona 1.0 oder auch dem eleganten Mazda CX-3 Skyactiv-G 120 ab. Alles ernstzunehmende Crossover-Kompakte, jedoch wohl kaum wirklich eine Alternative für Menschen, die der verwegene Auftritt des Renegade anspricht.

Für Überführungs- und Treibstoffkosten kam Fiat Chrysler Deutschland auf. (fpi)