Fahrbericht Jeep Renegade 1.0 T-GDI

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Trotz besserer Fahrleistungen stieg der Verbrauch gegenüber dem 1,6er laut Katalog nur um einen Zehntelliter. Ob der Dreizylinder den Vorteil auch umsetzt, liegt nun stärker beim Fahrer. Wer sich an die Schaltempfehlungen hält und nicht rast, wird mit dem neuen Motor wohl weniger verbrauchen – wer das Potenzial dagegen ausreizt, eher mehr.

Beim Herumkullern im Speckgürtel ist der Verbrauch kaum unter sieben Liter zu drücken. 6,5 Liter sind überland möglich, was wirklich nicht schlecht ist angesichts der Verbrauchsangabe von 6,1 Liter/100 km. Der an sich sparsame Motor muss eben eine steile Karosse und immerhin 1320 Kilogramm Gewicht (in Grundausstattung) herumstemmen. Fährt man 90 km/h, weist die Verbrauchsanzeige 4,5 Liter auf 100 km aus, das ist auf dem Niveau des deutlich kleineren, leichteren, aber ohne Turbolader fahrenden Opel Corsa B mit 58 PS, wie er 1997 bis 2000 gebaut wurde. Insgesamt kamen wir auf 7,3 Liter je 100 km. Obwohl FCA den Motor schon auf Euro 6d hätte homologieren können, erhält er nur die Einstufung 6d-Temp, damit fährt der Jeep ab Ende Dezember 2020 bereits mit einer veralteten Norm.

Spürbare hintere Einzelradaufhängung

Etwas zu wenig rückenstärkend waren mir persönlich die weichen Sitzpolster, die kurze Sitzfläche hätte ich mir auch in der Neigung verstellbar gewünscht. Auf der Rückbank sitzt man unnötig niedrig, mit einem auf Dauer ermüdenden Kniewinkel. Für den Transport bis zu 2,35 Meter langer Gegenstände kann die Beifahrersitzlehne vollständig nach vorn geklappt werden, die Rückbanklehnen sind in Grundausstattung zweifach, sonst dreifach geteilt umlegbar.

Arge Fahrwerksmängel kaschieren mussten die Sitze aber nicht. Angenehm weite Federwege bieten ausreichend hohen Komfort. Auffällig stark für ein Fahrzeug dieser Größe sind allerdings die Vertikalbewegungen beim Federn, entweder parallel auf und ab, oder abwechselnd mit einem Nicken um die Fahrzeugquerachse. Das straffe Gefühl dürften die nicht serienmäßigen 18-Zoll-Felgen verstärken, in der Limited-Ausstattung sind 17 Zoll Standard, in Grundausführung 16 Zoll. Weil der Wagen für Allradantrieb konstruiert wurde, hat er auch als 2WD eine hintere Einzelradaufhängung. Sie trägt trotz der Stuckerneigung maßgeblich zum Komfort bei, hilfreich dabei sind die langen Querlenker. Harmlos aber spürbar ist das Eigenlenken der Hinterachse beim beherzten Kurvenfahren. Dazu kommt eine unauffällige, wenig Gefühl vermittelnde Lenkung und die Neigung, früh zu untersteuern. Insgesamt fühlt man sich im Renegade so trotz Einzelradaufhängung recht nah an einem Geländewagen.

Die 2WD-SUV Renault Captur oder der Seat Arona (Test) fahren zwar gefühlt präziser, aber ohne hintere Einzelradaufhängung auch weniger komfortabel. Beide haben hinten eine Verbundlenkerachse, die billigste Lösung, aber nicht mit Allradantrieb kombinierbar. Den Aufwand von zwei Fahrwerksversionen je nach Motorisierung oder Antriebskonfiguration leisten sich bei Kompakt-SUV nur wenige Hersteller, wie etwa Volkswagen.

Im Jeep Renegade bieten nur die jeweils größten Otto- oder Diesel-Motorisierungen mit 1,3 respektive 2,0 Liter Hubraum die Option auf einen automatisch zuschaltenden Allradantrieb. Beim 1.3 TGI ist es an einen 9-Stufen-Wandlerautomaten gekoppelt, beim 2.0 MulitiJet hat man die Wahl zwischen Automatik und manuellem Getriebe. Zudem ist eine Variante mit kurz übersetztem Ersten erhältlich, was die Gesamtübersetzung auf rund 20:1 erhöht. Das ist immerhin schon der halbe Weg zu einem Geländefahrzeug wie etwa einem Jeep Wrangler (Test), dort sind Werte ab rund 50:1 üblich. Wer damit ziemlich kompetent abseits der befestigten Oberfläche unterwegs ist, wird die Bezeichnung „Operettenoffroader“ zurecht nicht so gern hören.

Zum Glück mit Drehregler

Die Bedienbarkeit ist weitgehend selbsterklärend und zum Glück hat Jeep trotz des großen Infotainmentsystems mit 12-Zoll-Berührungsbildschirm noch einen Drehregler für die Lautstärke eingebaut. Die Klimabedieneinheit liegt weit rechts unten, bietet aber dankenswerterweise ebenfalls große Knöpfe. Leider ist nicht alles direkt erreichbar, so muss etwa die an sich lobenswerte Lenkradheizung leider in einem Untermenü aktiviert werden.