Flucht der US-Motorradhersteller ins Ausland

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Gerade wurde mit dem Flat-Tracker FTR 1200 ein brandneues, attraktives Modell angekündigt, da traf die Erhöhung der EU-Zölle auf amerikanische Motorräder Indian Motorcycle zu einem denkbar ungünstigen Zeitpunkt. Doch Polaris besitzt bereits ein Werk im polnischen Opole mit 500 Mitarbeitern, wo ATVs gebaut werden. Die Konzernleitung prüft gerade, einen Teil der Indian-Fertigung dorthin auszulagern. Dann könnten einige Modelle hierzulande möglicherweise sogar billiger werden, weil sie innerhalb der EU gebaut würden. Höchstwahrscheinlich würde das zur Entlassung einiger Mitarbeiter in den US-Werken führen.

Unterschiedliche Ausgangslage bei Indian und Harley

Die Ausgangslage ist für Indian Motorcycle natürlich eine etwas andere als für Harley-Davidson. Die Stückzahlen von Harley-Davidson sind um ein vielfaches höher als die des alten Konkurrenten. Indian Motorcycles wurde zwar schon 1901 gegründet, aber erst 2011 von Polaris gekauft. Auch wenn die Firmenleitung grundsätzlich keine Zahlen herausgibt, so dürfte sich die Produktionszahl in den US-Werken zurzeit pro Jahr im niedrigen fünfstelligen Bereich bewegen. In Europa verkauft sich die kleinere Scout ohnehin wesentlich besser als die riesige und teurere Chief, die noch mit Luftkühlung unterwegs ist. Sollte zumindest die Scout-Baureihe zukünftig in Polen gefertigt werden, beträfen Indian Motorcycle die Strafzölle nicht mehr. Sämtliche Modelle der in den USA gefertigten Chief-Baureihe mit 1,8-Liter-V2 kosten in Deutschland deutlich über 20.000 Euro – die wenigen betuchten Käufer, die sich unbedingt eine Indian Chief aus den USA zulegen wollen, dürfte es kaum scheren, ob sie nun 25 Prozent drauflegen müssen oder nicht.

Bislang hatten die angedrohten Strafzölle für das Europageschäft von Harley-Davidson kurioserweise einen positiven Effekt auf den Verkauf. Viele Kunden haben sich nach der Ankündigung der zusätzlichen 25 Prozent Zoll noch schnell eine Harley gesichert, aus Angst die Preise könnten steigen: Bis Ende Mai vermeldeten die deutschen Händler ein Umsatzplus von zwanzig Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Der Run dürfte sich aber mit dem Versprechen von Harley-Davidson, die Strafzölle nicht auf die Kunden umzulegen, wohl erledigt haben. (fpi)