Geladene vs getankte Kilowattstunden

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Lithium-Ionen-Akkus müssen sehr sorgfältig geladen werden, mit sehr viel Elektronik-Aufwand, damit sie nicht überhitzen. Tesla war da außerordentlich mutig. Bis dahin dominierten in E-Fahrzeugen die gutmütigeren NiMH-Akkus, die aber weniger Kapazität bei gleichem Gewicht boten.

Praxis heute

Noch sind die meisten Verbräuche nach NEFZ angegeben, auch bei E-Mobilen. Der aktuelle e-Golf verbraucht danach 12,7 kWh/100 km, der reale Verbrauch liegt im Schnitt bei ungefähr 16 kWh/100 km. Bei größeren Fahrzeugen und etwas sportlicherer Fahrweise sollte man lieber einen realen Verbrauch von bis zu 20 kWh einkalkulieren.

Im Winter muss man für die Heizung zusätzlichen Verbrauch berücksichtigen. Denn die Abwärme von Batterie und Antrieb erreicht mit maximal 10 Prozent (Akku to Wheel) nicht annähernd die Höhe der thermischen Verluste, die ein Verbrennungsmotor zum Heizen spendieren kann. Im E-Mobil arbeitet man daher gleich mit einer Wärmepumpe, die mit 1 bis 2 kW Input 2 bis 7 kW Heizleistung erzeugt, unabhängig vom Tempo.

Wer es darauf anlegt, wird bestätigen können, dass 10 kWh auf 100 km möglich sind – wenn man im Frühling bei lauen Temperaturen auch auf Bundesstraße und Autobahn 90 km/h als Obergrenze durchhält. Doch wer tatsächlich auf maximale Reichweite fahren muss, wünscht sich dann dringend moderne Assistenten als Standardausstattung und nicht als Luxus-Option: Ein automatischer Abstandstempomat, der für softes Beschleunigen sorgt und das langweilige Windschattenfahren hinter LKWs gefahrlos ermöglicht, sollte genauso dazugehören wie exakte Reichweitenangaben. Ebenso sollten energiesparende Lichtkonzepte mit LEDs statt Halogenscheinwerfern so selbstverständlich sein wie Wärmepumpen für eine energie-effiziente Heizung.

Haben wir's denn nicht genauer?

Klares Nein. Kollege Clemens Gleich verbrauchte im Nissan Leaf der 1. Generation im Schnitt 16,7 kWh/100 km. Im aktuellen VW e-Golf hatte er einen Schnitt von 14,3 kWh/100 km; im VW e-Up kam er auf 11,8 kWh auf der Landstraße. Und all das unter der Maßgabe, dass die Ladesäulen-Anzeigen genauso wenig schwindeln wie die Füllstandsanzeigen der Akkus und die daraus errechneten Reichweitenangaben. Zurück zur Ausgangsfrage: Wie weit komm ich denn mit 36 kWh? Grundsätzlich schafft man es wohl 360 km weit.

Also nur Öko-Askese und no Fun? Aber nein! Man gewinnt per Drehmoment jedes Beschleunigungsduell und ist der Held der Kurzstrecke. Doch wer emsig aufs Pedal tritt, der muss auch emsig bei jeder sich bietenden Gelegenheit laden. (gr)