Goldene Dritte

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Die MT-01 hatte einen viel zu schweren Zweizylinder mit 1,6 Liter Hubraum, der zwar reichlich Drehmoment, aber wenig Handlichkeit lieferte, die MT-03 trug den Einzylinder-Motor aus der XT 660, der nur schwachbrüstige 48 PS lieferte. Nun also als goldene Mitte ein Reihen-Dreizylinder mit 850 Kubikzentimetern, der 115 PS leistet und in einem Motorrad steckt, das angeblich nur 188 kg (mit ABS: 191 kg) wiegt. Laut Yamaha spart der Dreizylinder gegenüber einem Vierzylinder wie ihrer FZ8 rund zehn Kilo Gewicht.

Drei Vorgaben

Drei Kriterien schrieb man den Entwicklern der MT-09 ins Lastenheft: viel Drehmoment, ein schlankes Fahrwerk und einen einzigartigen Charakter. Wobei letzteres Kriterium wohl am schwersten zu erfüllen ist, zumal sich mit der Triumph Street Triple und der MV Agusta Brutale 675 und Brutale 800 schon einige potente und erfolgreiche Dreizylinder-Modelle in dem Segment tummeln. Ihr Hubraum von 850 Kubik könnte der MT-09 im Vergleich zur Konkurrenz zumindest in Sachen Drehmoment zum Vorteil gereichen, hier bietet sie kräftige 87,5 Nm bei 8500/min an. Bei einem Hubzapfenversatz von 120 Grad arbeitet der Motor mit einer regelmäßigen Zündfolge alle 240 Grad, was ein kontinuierlich ansteigendes Drehmoment erbringen soll. Der Punkt „viel Drehmoment“ dürfte damit abgehakt sein.

Ein schlankes Fahrwerk kann sie auch vorweisen, sie baut schön schmal, eben dank des Dreizylinders. Eine Besonderheit führt der Hersteller dabei mit Stolz an: Als erste Yamaha überhaupt sind die Zylinder zur Kurbelwellenmitte leicht versetzt, was eine geringere Reibung zur Folge haben soll. Wir können nicht glauben, dass Yamaha diesen uralten Hut des Motorenbaus, der von allen Herstellern angewendet wird, erst jetzt gefunden haben will und glauben daher an eine Marketingmaßnahme: "Ein achtel Hub gibt den günstigsten Wert, also z.B. 15 mm bei 120 mm Hub. Die Abnutzung von Kolben und Zylinder wird durch die Desachsierung wesentlich vermindert. Der Wirkungsgrad eines solchen Motors wächst gegenüber dem eines gewöhnlichen Motors etwa 2 v. H." (Vorreiter: Konstruktionsprinzipien der Motoren für Luftfahrzeuge. Polytechnisches Journal 1912, Band 327, S. 817–819).

Flyscreen vergessen?

An der schlanken Linie stören die Lufthutzen etwas, die seitlich des hochgezogenen 14-Liter-Tanks positioniert sind. Rein optisch wirkt die MT-09 bullig, ihre Masse scheint nach vorne und oben konzentriert zu sein, während das filigrane Heck beinahe frei über dem breiten Hinterreifen schwebt. Was sich aber die Designer bei dem Cockpit gedacht haben, bleibt schleierhaft.