Choren Industries will jährlich 18 Millionen Liter BTL produzieren

Gut Holz: Biosprit aus Holzabfall

Die erste großtechnische Anlage der Welt für „Biosprit der 2. Generation“ ist am heutigen Donnerstag im sächsischen Freiberg offiziell in Betrieb gegangen. Ausgangsprodukte für BTL sind zum Beispiel Holzabfälle

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  • ssu
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Freiberg, 17. April 2008 – Die erste großtechnische Anlage der Welt für „Biosprit der 2. Generation“ ist am heutigen Donnerstag im sächsischen Freiberg offiziell in Betrieb gegangen. „Synthetische Kraftstoffe haben heute das Potenzial, ein wesentliches Standbein einer klimaschonenden Energieversorgung zu werden“, sagte Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) gegenüber dpa anlässlich der feierlichen Inbetriebnahme.

Betreiber der Anlage ist das Unternehmen Choren Industries, das sich mehrheitlich in der Hand von Privatinvestoren befindet – zu den Minderheitsgesellschaftlern zählen Shell, Daimler und Volkswagen. Choren will in der sächsischen Stadt zwischen Chemnitz und Dresden jährlich rund 18 Millionen Liter Biomass-to-Liquid-Kraftstoff (BTL) herstellen, der sich nach Firmenangaben in jedem Dieselmotor problemlos einsetzen lässt. Bis zum Erreichen der Nominalleistung werden allerdings noch acht bis zwölf Monate ins Land gehen, da insgesamt 113 Teilsysteme in 26 Hauptbetriebseinheiten stufenweise in Betrieb genommen werden. Choren investiert in die Anlage mit 230 Mitarbeitern circa 100 Millionen Euro. Ein Fünftel des Investitionsvolumens steuert die öffentliche Hand bei, erläuterte eine Choren-Sprecherin gegenüber heise Autos.

Keine Nahrungsmittelkonkurrenz

Ausgangsprodukte für BTL sind zum Beispiel Holzabfälle, Stroh oder komplette Pflanzen gewonnen werden. Im Gegensatz dazu müssen zur Erzeugung von „Biokraftstoffen der 1. Generation“ wie zum Beispiel Rapsmethylester (RME – „Biodiesel“) oder Bio-Ethanol für Ottomotoren Nahrungsmittel (zum Beispiel Ölsaaten wie Raps oder Zuckerrohr) herhalten, weshalb diese Spritarten zunehmend als Preistreiber für Agrarprodukte und Ursache für Nahrungsknappheit kritisiert werden. Vor diesem Hintergrund hatte kürzlich der Bundesumweltminster die für 2009 geplante zehnprozentige Beimischung von Bio-Ethanol zum Ottokraftstoff (E10) gestoppt.

Revival der Fischer-Tropsch-Synthese

Bei der Erzeugung von BTL greifen die Freiberger auf ein in den 1920er Jahren in Deutschland entwickeltes Verfahren zurück: Die Fischer-Tropsch-Synthese erlaubt es, aus Erdgas, aber auch aus – zuvor in Gas umgewandelte – Kohle und Biomasse, verflüssigte Kohlenwasserstoffe herzustellen. In Malaysia gewinnt Shell mit diesem Verfahren Kraftstoff aus Erdgas, das bei der Ölförderung anfällt und vielerorts abgefackelt wird.