Im Test: Seat Leon 1.5 TGI

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Die Kraftkur an sich hat dem Leon TGI gutgetan. Die möglichen Fahrleistungen bieten so viel Reserve, dass er auch mit Familie und Gepäck beladen ordentlich vorankommt. Das Temperament des Leon 1.4 TSI ACT (Test), den wir vor anderthalb Jahren in der Redaktion hatten, bietet er nicht, doch über einen Mangel an Leistung hat keiner der Fahrer geklagt. Was allerdings auffällt, ist der minimal rauere Lauf des 1,5-Liter-Motors gegenüber seinem Vorgänger – ein Umstand, den wir auch schon im VW Golf 1.5 TSI (Test) bemerkt haben. Für sich betrachtet ist der Leon TGI noch immer ein leises Auto, es gibt in dieser Klasse erheblich sparsamer gedämmte Konkurrenten.

Wechsel geschickt gewählt

Im Testwagen war das Doppelkupplungsgetriebe mit der internen Bezeichnung DQ200 eingebaut. Das DSG mit trockenen Kupplungen hat Volkswagen in der Vergangenheit viel Arbeit beschert, inzwischen sind die Klagen in Foren nicht mehr ganz so häufig wie zu Beginn. Im Neuzustand – der Testwagen hatte zum Start des Tests keine 1500 km gelaufen – harmoniert es sehr gut mit der Maschine. Anschlüsse und Schaltzeitpunkt sind so geschickt gewählt, dass die Schwäche unter 1500/min praktisch kaum auffällt. Gangwechsel werden nicht ganz so fein verschliffen wie es beispielsweise der Neungang-Wandlerautomatik in einem Mercedes C 220d (Test) gelingt, gerade in der Stadt fallen sie aufmerksamen und/oder empfindlichen Fahrern also durchaus auf.

Neu ist im Leon TGI aber nicht nur der Antriebsstrang, sondern auch ein größerer Erdgastank. Bisher waren zwei Flaschen mit einem Fassungsvermögen von rund 15 kg Erdgas und ein 50-Liter-Benzintank verbaut. Volkswagen hat nun die Verteilung verändert: der Benzintank fasst nur noch 9 Liter, der Erdgasvorrat wuchs um 2,3 kg. Dafür baut der Konzern eine dritte Gasflasche ein, die, anders als die beiden großen Behälter, aus Stahl besteht. Volkswagen hat damit in der Vergangenheit schlechte Erfahrungen gemacht, die rostenden und berstenden Tanks haben schreckliche Unfälle verursacht und dem Ansehen von Erdgasfahrzeugen ziemlich geschadet. Die neue Gasflasche aus Stahl ist anders beschichtet, was einer Korrosion vorbeugen soll. Ob das langfristig hält, was da versprochen wird, muss sich zeigen.

Günstig zu bewegen

Vorerst lässt sich aber zweierlei schon feststellen: Mit Verbrauchswerten zwischen 3,3 und 4,8 kg pro 100 Kilometer ließ sich der Testwagen sehr günstig bewegen. Bei Preisen von rund 1,12 Euro/Kilogramm Erdgas kann kein Benziner oder Diesel im Leon in monetärer Hinsicht mithalten. Mit rund 17 Kilogramm Erdgas kommt man eigentlich immer über 400 km weit, sofern der Fahrer will, auch deutlich weiter. Die neue Aufteilung der Tanks, die wir schon vor Jahren im Skoda Octavia G-Tec gefordert hatten, ist sinnvoll. Denn damit steigt in vielen Szenarien vermutlich der Anteil der mit Gas gefahrenen Kilometer.

Auch wenn sich der Vorrat sicher zügiger leeren lässt, als wir das Test hinbekommen haben: Eine Reichweitenangst braucht niemand zu haben, wenngleich das Netz an Erdgastankstellen sehr viel weitmaschiger ist als das von Benzin, Diesel und Autogas. Seiten wie gibgas, Gas24 oder Erdgas.info helfen bei der Planung von längeren Strecken. Markant war im Testwagen die leichte Abweichung des Bordcomputers: Der versprach stets einen etwas niedrigeren Wert, als die Abrechnung an der Tankstelle ergab. Zwischen 0,2 und 0,5 Kilogramm lag der interne Rechner daneben.

Und sonst so?

Diese Auflage des Leon hat im Herbst ihrer Karriere einen bemerkenswerten Reifegrad erreicht, allerdings ist das nahende Ende auch zu spüren. Christian fand einige Materialien zu stark vom Controller optimiert, die Verarbeitung an sich aber sehr gut. Die Sportsitze lassen sich für groß und klein ausreichend weit verstellen und sind sehr bequem. Das Platzangebot ist gut, der Kofferraum durch die Erdgasgastanks allerdings deutlich kleiner als als im Leon ST mit Benzin- oder Dieselmotor. Tiefe und Breite sind identisch, doch mit nur 44 cm in der Höhe ist der Laderaum etwas flacher. Der große Unterschied – immerhin 105 Liter weniger – kommt aber durch den Wegfall des Fachs unter dem Ladeboden.