Jensen Interceptor

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Und das sollte, nach Wünschen der Eigentümer, der neue Interceptor werden. Sie verlangten einen luxuriösen Gran Turismo, der Jensen Motors auf Augenhöhe mit Aston Martin, Maserati und Ferrari bringen sollte. Aufgrund dieser sich anbahnenden Firmenpolitik und ihres Gesundheitszustandes verließen Richard und Alan ihr eigenes Unternehmen.

Jensen FF als Randerscheinung

Quasi nebenbei entstand, angelehnt an den Interceptor, noch ein zweites Auto. Der Jensen FF. Hintergrund war eine Zusammenarbeit mit der florierenden Harry Ferguson Research Ltd. Ein Traktorenhersteller, dessen Gründer (der Ire Harry Ferguson) jahrelang an einem Allradantrieb für Pkw getüftelt hatte. Nach seinem Tod 1960 übernahmen Major Tony Rolt, ein ehemaliger Rennfahrer, und Claude Hill, der Ex-Aston-Martin-Designer, das Zepter und die Idee, ein weiteres Differential zwischen Vorder- und Hinterräder zu schalten.

1963 sollten die serienreifen Früchte mit einem Experten in Sachen Kleinserie umgesetzt werden. Drei Jahre später wurde der Jensen FF (zehn Zentimeter länger und 150 Kilogramm schwerer als ein Interceptor) zum ersten Serien-Pkw mit Allradantrieb. Satte 14 Jahre vor dem Audi quattro. Dazu kam ein Dunlop-Maxaret-Antiblockiersystem, 12 Jahre vor dem ABS der Mercedes S-Klasse. Eine Kombination, die nicht nur sensationell fortschrittlich war, sondern dem Wagen auch die Bezeichnung „safest car in the world“ einbrachte.

Patchwork-Design

Auch das Interceptor-Projekt war freilich schon in vollem Gange. Eric Neale, der Designer, der bereits den C-V8 entworfen hatte (was seinen Ruf außerhalb von Jensen Motors nachhaltig angekratzt hatte), hatte bereits einiges an Vorarbeit geleistet. Dazu gab es einen Grundentwurf für die Karosserie von Carrozzeria Touring aus Mailand und verschiedene Konzepte und Ideen von zwei weiteren Firmen, die ebenfalls mit dem Design beauftragt waren.

Statt sich für einen der insgesamt vier Entwürfe zu entscheiden, versuchte man bei Jensen alle Ideen zu einem Konzept zu verschmelzen. Neale war anschließend dafür zuständig, dieses wüste Sammelsurium so zu überarbeiten, dass es überhaupt in Serie gebaut werden konnte. Das tat er zwar so gut er konnte, folgte anschließend aber frustriert den beiden Firmengründern – der Interceptor sollte sein letztes Auto werden.

Blickfänger war die halbrunde, riesige Heckklappe, die von einer gewölbten Scheibe abgeschlossen wurde.

Ein Interceptor = zwei Porsche 911

Weil die Wünsche der neuen Firmenherren Befehl waren, entstand ein Auto, das ganz weit weg von der eigentlichen Kernkompetenz der Firma war. Nicht klein, kurz und wendig stand im Lastenheft, sondern Gewalt und Luxus. Als der Interceptor reif für die Straße war, wog der Wagen 1,8 Tonnen. Zum einen war er vollgestopft mit Luxus – auch wenn es die Servolenkung nur gegen Aufpreis gab und Allradantrieb und ABS dem FF vorbehalten waren. Zum anderen werkelte unter der Haube ein 6,3-Liter-V8 aus dem Hause Chrysler (kombiniert mit einer Dreigang-Automatik).

Die hohen Ansprüche der Chefs führten dazu, dass sich die Kundschaft an völlig neue Preisdimensionen gewöhnen musste. Der Wagen kostete doppelt so viel wie ein Porsche 911 oder ein Jaguar E-Type. Das zog die entsprechende Kundschaft an. Jimmy Hendrix hatte einen, weil Mitch Mitchell von der Begleitband gleich zwei kaufte. Frank Sinatra und Vicky Leandros fuhren einen, genauso wie Gregory Peck und John Bonham (der Drummer von Led Zeppelin).