Jensen Interceptor

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Doch ein Problem gab es mit der berühmten Kundschaft. Die ließ sich das Auto um die halbe Welt schicken. Jensen Motors hatte sich scheinbar wenig mit den Details, die der Autobau so mit sich bringt beschäftigt und hatte entsprechend Probleme, die Fahrzeuge zu komplettieren. So wurden einfach – je nach Exportland des Fahrzeugs – Teile verbaut, die halt da oder leicht zu bekommen waren.

Serienmäßig ohne Außenspiegel

Viele Kleinteile (Aschenbecher und Cupholder beispielsweise) stammten von britischen Marken wie MG und Jaguar, während die Innenspiegel und die Bedienung der Sitze von Mercedes kam. Außenspiegel wurden von den Händlern montiert, weil es ab Werk gar keine gab – meist nahm man die dann entweder von Jaguar (falls der Kunde in Europa wohnte) oder von Plymouth (falls der Wagen in den USA einen Abnehmer fand). Weil der Wagen ein solches Flickwerk ist, ist es deswegen leicht Ersatzteile zu bekommen, so man denn weiß, für welches Auto das entsprechende Teil ursprünglich verwendet wurde.

Mit Chaos lässt sich nur selten Geld verdienen und so musste Jensen Motors 1970 gerettet werden. Kjell Qvale, ein Autoimporteur, springt ein. Eine Kooperation mit Austin Healey soll die Firma retten, doch leider liefert Lotus für den Roadster Jensen-Healey einen Motor, der an jeder roten Ampel gewartet hätte werden müssen.

Pleite Nummer zwei

Auch dem Interceptor nahm sich Qvale an. Nach dem Interceptor Mk 1 (1024 Stück) und dem Mk 2 (1128 Stück) sollte der Mk 3 mehr auf den amerikanischen Markt zugeschnitten werden. Dort gab es allerdings mittlerweile strengere Abgasvorschriften, die eine geringere Verdichtung nötig machten. Um nicht zu viel Leistung zu verlieren, verbaute Jensen in Folge einen 7,2-Liter Motor. Dazu kam eine Cabriolet-Version. Die Maßnahmen hatten Erfolg: der Mk 3 sollte mit 4811 Stück das erfolgreichste Modell werden. Aber auch das nur bis 1976. Dann ging auch Qvale das Geld aus.

1983 gab sogar nochmal einen Interceptor Mk 4. Die Firma „Jensen Parts & Services“, die eigentlich auf Ersatzteile und Reparaturen spezialisiert war, konnte sich den Versuch eines eigenen Autos (5,9-Liter V8) nicht verkneifen. 1994 war auch dieser Spuk vorbei. Heute hat die Firma „V Eight“ die Namensrechte an Jensen.

Im Rahmen der ersten Pleite sicherte sich übrigens Richard Calver alle Dokumente der Buchhaltung. Er führt seitdem eine Art Archiv für Fans und Besitzer des Autos. Wer einen Interceptor besitzt, kann bei Calver nachfragen, ob der Wagen einen berühmten Vorbesitzer hatte. Und vielleicht lässt sich über ihn auch rausfinden, welcher Außenspiegel der richtige ist. (fpi)