Der dicke Strich

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Außer der Servolenkung bietet diese Motorisierungsversion ein Blaupunkt-Radio mit elektrischer Antenne sowie Colorglas. Mit Annehmlichkeiten von der Liste wie elektrischen Fensterhebern, einem ebensolchen Schiebedach, Klimaanlage, Zentralverriegelung, Kopfstützen rundum sowie Ledersitzen und Alufelgen ließ sich der Preis eines Mercedes 280 E Mitte der 70er Jahre bis weit über 30.000 Mark heben. Ein nackter 200er Benziner kostete kaum mehr als 13.000 Mark.

Doch auch ohne Komfortausstattung ist die Fahrt in dem Sternenkreuzer der frühen 70er ein echtes Erlebnis. Der Sechszylinder-Reihenmotor ist drehfreudig und wohl auch die Laufleistung von abgelesenen 31.000 Kilometern hat ihren Anteil daran, dass in den vergangenen 45 Jahren nicht allzu viele Pferde hinter dem mächtigen Gittergrill verloren gingen. Mercedes versprach seinerzeit eine Höchstgeschwindigkeit von 200 km/h und einen Normverbrauch von 12,5 Litern Superkraftstoff. Dabei hat der 1,5 Tonnen schwere Wagen mit der D-Jetronic-Einspritzanlage beim Ausdrehen der Gänge einen charismatischen Klang, wie ihn nur die Luxusmodelle aus dem Hause Mercedes-Benz hatten: Der 2,8-Liter-Motor wurde auch im Strich-Acht-Coupé und den Luxusmodellen S-Klasse, SL und SLC verbaut.

Gefühllose Lenkung

Echte Dynamik sollte man trotzdem nicht erwarten. Die Beschleunigung ist zwar eindrucksvoll, doch die völlig gefühllose Kugelumlauflenkung und die vier müden Scheibenbremsen zwingen einen, allzeit wach zu bleiben. Vorn bietet das Strich-Acht-Fahrwerk zu seiner Zeit erstmals wartungsfreie Doppel-Querlenker, während hinten eine komfortable Schräglenkerachse verbaut wurde. Wie ein träger Koloss legt sich weiße 280er sanft in die Kurven und durchschneidet diese mit der gleichen Ruhe, wie er als 60-PS-Diesel im Taxialltag Millionen von Alltagskilometern zurücklegte. Auf dem blauen Kunstleder ist Seitenhalt ein Fremdwort. Vorn gibt es Gurte, doch Kopfstützen fehlen vorne wie hinten.

Wer auf den Geschmack gekommen ist: Eine 280 E Limousine aus den USA wird in mäßigem Zustand bereits deutlich unter 10.000 Euro angeboten. Im Topzustand ist unter 20.000 Euro dagegen nichts zu machen. Dabei gibt es deutlich mehr S-Klassen der Baureihen W 108 / 116 als die legendären Strich-Achter mit dem 280er-Triebwerk. Die meisten waren eben Taxis und die sind nach dem Dienst in Deutschland zumeist nach Afrika verschwunden.

(fpi)