Revival-Rakete

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Doch beim ehemaligen schweizer Rennfahrer und heute sehr erfolgreichen Konstrukteur Eskil Suter reiften schon seit langem die Pläne für eine 500er-Zweitakt-Rennmaschine heran. Als Wayne Gardner davon hörte, reiste er in die Schweiz, um Suter zur Vollendung seines Projekts zu überreden. Er rannte offene Türen ein. Eskil Suter nahm von 1992 bis 1996 an der 250er-WM teil und fuhr 1998 sogar in der Königsklasse auf einer MuZ mit Swissauto-Motor. An der Entwicklung des 500er-Rennmotorrads war er damals selbst beteiligt gewesen, und als der Werksfahrer Doriano Romboni im zweiten Rennen der Saison stürzte und verletzt pausieren musste, schwang sich Suter persönlich in den Sattel und konnte mit dem neuen Bike immerhin bei drei Rennen in die Punkte fahren.

Seine eigentliche Berufung fand Suter aber als Konstrukteur. Suter Racing Technology (SRT) in dem kleinen Ort Turbenthal bei Zürich erwarb sich nach der Gründung 1996 rasch einen sehr guten Ruf im Rennsport. Das Unternehmen entwickelte seitdem Motorräder für die MotoGP, Moto2 und Moto3 sowie Kupplungen und Software für das Rennstrecken-Setup. Dreimal schon ging der Konstrukteurs-WM-Titel der Moto2 an Suter-Racing, 2012 holte das junge Ausnahmetalent Marc Marquez auf der Suter-MMX2 den Fahrertitel. Schon in der Saison 1999 baute SRT das Rolling Chassis für die Swissauto-500-GP-Maschine und Jürgen van den Goorbergh erzielte damit zwei Pole-Positions.

„Fahrrad mit Raketenantrieb

Das Know-how war also vorhanden, dessen war sich Wayne Gardner sicher, als er mit Suter das Zweitakt-Projekt besprach. Das Ergebnis ist so atemberaubend, dass selbst die ganz großen Namen des Motorrad-Rennsports bei der ersten Vorstellung der MMX 500 dabei sein wollten. Schon die Eckdaten erzeugen bei den Ex-Racern glänzende Augen: 576 Kubikzentimeter V4-Anordnung der Zylinder, zwei gegenläufige Kurbelwellen, Kassettengetriebe, elektronisch gesteuerte Einspritzung. Das ungewöhnlich stark überquadratische Bohrungs-Hub-Verhältnis von 56 x 58,5 mm begünstigt das Drehmoment, ist aber eher „zufällig entstanden“, weil Suter zunächst einen Hubraum von knapp unter 500 ccm bei einem Verhältnis von 56 x 56 mm plante. Um auf die 576 ccm zu kommen, ohne den Motor völlig neu zu konstruieren, konnte nur noch der Hub vergrößert werden.

Die 195 PS bei 13.000/min klingen jetzt zwar nicht außerirdisch, doch muss man sie in Beziehung zum Gewicht sehen. Bei 127 Kilogramm errechnet sich ein Leistungsgewicht von nur 0,65 Kilogramm pro PS. Zum Vergleich: Bei der schon radikal ausgelegten Ducati Panigale R (1199-Kubikzentimeter-Viertakt-V2) mit 205 PS und 184 Kilogramm Gewicht muss jedes PS 0,9 Kilogramm anschieben. Eskil Suter bringt es auf den Punkt: „Die MMX 500 fühlt sich wie ein Fahrrad mit Raketenantrieb an!“ Dass sie auch 310 km/h erreichen kann, ist da eher ein Nebenaspekt, der sowieso nur auf wenigen Kursen eine Rolle spielen dürfte.