Kurz anprobiert: Suzukis Kei-Car-Flotte

Kurzes Vergnügen

Die Japaner haben schon vor Jahrzehnten aus der Platznot eine Tugend gemacht und bauen Kleinstwagen, die zum Teil in kein außerhalb Japans gängiges Beuteschema passen. Wir staunten über die Kei-Cars von Suzuki, die innen größer erscheinen als außen

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Von
  • Marcel Sommer
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Tokio, 3. November 2015 – Die Japaner haben schon vor Jahrzehnten aus der Platznot eine Tugend gemacht und bauen Kleinstwagen, die zum Teil in kein außerhalb Japans gängiges Beuteschema passen. Wir staunten über die Kei-Cars von Suzuki, die innen größer erscheinen als außen.

In Japan gehören sie seit Jahren zum Straßenbild wie bei uns die Kompaktklasse. Die Kei-Cars, also Kleinst- oder Leicht-Fahrzeuge, sind natürlich vor allem eines: klein. Doch ein genauer Blick offenbart, dass sich das europäische Auge in diesem Punkt durchaus täuschen lässt. Denn die bis 3,40 Meter langen, 1,48 Meter breiten und bis zu zwei Meter hohen Stadtflöhe bieten mehr, als ihnen auf Anhieb anzusehen ist. Und das, obwohl sie im Vergleich zum aktuellen Smart Forfour zehn Zentimeter kürzer und satte 19 Zentimeter schmaler sind. Wer einmal in einem Kleinst-Japaner saß, könnte sich spätestens beim Preisvergleich gegen den Deutschen entscheiden – wenn es denn echte Kei-Cars bei uns gäbe. Wer in Japan lebt, weiß auf jeden Fall um die Vorteile, die der Besitz eines Kei-Cars mit sich bringt.

Befreit vom Parkplatznachweis

Da wäre zum einen die jährliche Steuerersparnis. Zahlen Kei-Car-Fahrer nur umgerechnet 81 Euro für die auf 660 Kubikzentimeter und 64 PS limitierten Motoren, wird darüber hinaus bis zur Ein-Liter-Marke gleich dreimal so viel fällig. Zudem fahren sie auf der mautpflichtigen Autobahn günstiger. Für die 350 Kilometer lange Strecke von Tokio nach Nagoya etwa zahlen Kei-Cars nur 43 statt 54 Euro. Ein noch wichtigerer Grund, sich für einen kleinen Stadtwagen zu entscheiden, liegt allerdings an einem Platzproblem. Die Großstädte zeichnen sich in Japan vor allem durch Parkplatzmangel aus. Aus diesem Grund können nur Autos zugelassen werden, für die auch ein fester Stellplatz zur Verfügung steht – für Kei-Cars aber entfällt der Parkplatznachweis. Da verwundert nicht, dass von den 5,6 Millionen zugelassenen Fahrzeugen im Jahr 2014 ganze 2,3 Millionen auf dieses Fahrzeugsegment entfielen. Die Nummer eins ist mit 215.000 Verkäufen der Daihatsu Tanto, ein Großraumvan im gesetzlich vorgeschriebenen Abmessungs-Korsett der Kei-Cars. Formal ähnlich sehen auch die anderen vier meistverkauften Kei-Cars aus.

Suzuki bietet drei Kei-Cars an. Der eine heißt "Hustler" wie ein bekanntes Männermagazin, der andere heißt "Lapin", was Französisch ist und auf Englisch "Bunny" heißt, wie das Logo des bekanntesten Männermagazins. Der Dritte macht auf sportlich und heißt "Alto Turbo RS". Für 10.663 Euro stehen dem Fahrer bis zu 64 PS, 98 Nm und ein kernig klingender Allradler zur Verfügung. Wie seine beiden Brüder wird er zwar auch mit einem manuellen Fünfganggetriebe und Schaltwippen angeboten, doch bei einer Bestellrate von über 90 Prozent für die gemütlichere Alternative in Form des CVT-Getriebes spielt das eine verschwindend geringe Rolle. Im Vergleich zu Hustler und Lapin sind ihm seine Mehr-PS deutlich anzumerken.