Aktiver Denkmalschutz mit adaptiven Spoilern: Die erste Mitfahrt im neuen Porsche 911 Turbo

Verdickungsmittel

Die S-Version des in den Startlöchern stehende Porsche 911 Turbo spurtet in 3,1 Sekunden auf Tempo 100, maximal ist er 318 km/h schnell. Dabei sieht der Hochleistungssportwagen weiterhin nach 911 aus - auch dank "adaptiver Aerodynamik". Wie wirkt sie sich auf das Fahrverhalten aus?

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Die Neuauflage des 911 Turbo setzt wieder Maßstäbe in Sachen Fahrdynamik. 20 Bilder
Lesezeit: 5 Min.
Von
  • Florian Pillau
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Lahr/Schwarzwald, 19. Juli 2013 – Noch stärker, noch schneller und das bei gleichzeitig niedrigerem Verbrauch: Die S-Version des in den Startlöchern stehende Porsche 911 Turbo spurtet in 3,1 Sekunden auf Tempo 100, maximal ist er 318 km/h schnell. Dabei bleibt der Hochleistungssportwagen alltagstauglich und sieht weiterhin nach 911 aus – eine echte Herausforderung für seine Entwickler. Einer ihrer Lösungsansätze heißt "adaptive Aerodynamik". s das ist und wie sie sich auf das Fahrverhalten auswirkt, konnten wir bei einer ersten Mitfahrt im neuen 911 Turbo S erleben.

Aktiver Denkmalschutz mit adaptiven Spoilern

Dass der neue Turbo die klassische Grundform des 911 seit nunmehr 50 Jahren behalten soll, steht in heftigem Konflikt mit den Gesetzen der Physik: War der Ur-Elfer mit 130 PS noch vergleichsweise gemächlich unterwegs, sind es beim neuen Turbo 520 PS und beim Turbo S sogar 560 Pferdestärken. Die höhere Leistung lässt den Porsche Geschwindigkeiten erreichen, bei denen der aerodynamische Auftrieb zum Problem für Handling und Sicherheit wird. Die Lösung, das Fahrzeug dann sicher auf dem Boden zu halten, sind Spoiler. Je schneller sie vom Fahrtwind überströmt werden, desto mehr Druck erzeugen sie Richtung Fahrbahn. Am 911 Turbo sind Frontspoiler und Heckflügel sind nicht starr, sondern arbeiten adaptiv. Das heißt, sie passen sich unterschiedlichen Fahrsituationen automatisch an. So kennt man das ja bereits von den seit Jahrzehnten ab 80 km/h ausfahrenden Heckspoilern. Der pneumatisch ausfahrbare Bugspoiler dagegen kommt erstmals in einem Fahrzeug mit Straßenzulassung zum Einsatz.

Dicke Lippe dank dreistufiger Pneumatik

Der Frontspoiler ist eine Gummilippe mit drei Luftkammern. In der Grundposition ist sie dünn und wird von Magneten am Fahrzeugboden fixiert. Diese Stellung erhöht die Alltagstauglichkeit: Wer schon mal mit einem älteren 11er im Parkhaus war, wird sich freuen, Bordsteine und Rampen verlieren ihre Schrecken. Ab Tempo 120 wechselt der Bugspoiler automatisch in den Speed-Modus. Dazu verdicken sich die beiden äußeren Segmente des dreiteiligen Spoilers. Die Luft wird so verstärkt um die Karosserie herumgeleitet und damit der Auftrieb an der Vorderachse verringert. In einer zweiten Stufe kann zusätzlich das Mittelteil des Spoilers aufgepumpt werden. Der Spalt zwischen Fahrbahn und Spoilerlippe reduziert sich dadurch zwar nur von 156 auf 117 Millimeter, die Luft umströmt dadurch das Fahrzeug aber so viel besser, dass sich ein spürbarer Effekt einstellt.

Aktiviert wird der Performance-Modus nicht automatisch, sondern ausschließlich per Druck auf die Sport-Plus-Taste beziehungsweise die Spoilertaste. Flexible und robuste Materialien lassen den Bugspoiler nicht gleich kaputtgehen, wenn er trotz seines schlanken Profils in Ruhestellung mal Kontakt mit Bordsteinkanten oder Rampen aufnehmen sollte.

Flexibler Heckflügel

Als zweite Komponente für die adaptive Aerodynamik des Porsche 911 Turbo dient der neu konstruierte Heckflügel. Einen ausfahrbaren Heckspoiler gab es beim Elfer erstmals 1988 im 964er-Modell. Doch die aktuelle Baureihe 991 geht bereits beim Carrera einen Schritt weiter. Der Spoiler wird hier nicht einfach ausgeklappt, sondern er kann je nach Fahrzeugkonfiguration und Schiebedachposition unterschiedliche Höhen und Winkel anfahren.