Kondensationskeime künftiger Kontroversen um den Toyota Prius Plugin-Hybrid

Im Auge des Benutzers

Nun können wir einen Toyota Prius Plugin-Hybrid einmal länger als ein paar Stunden auf uns wirken lassen. Abgesehen von meiner systemwidrigen Neigung zum Radfahren muss ich mich ernsthaft fragen, ob es eine idealere Zielgruppe für den Prius gibt als mich

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Von
  • Florian Pillau
Inhaltsverzeichnis

München, 11. März 2014 – Nun haben wir also mit einem Toyota Prius Plugin-Hybrid ein Auto in unserer Redaktion, das wir mal länger als ein paar Stunden oder Tage auf uns wirken lassen können. Wir wollen den Einfluss spüren, den so ein Fahrzeug unweigerlich auf den Benutzer ausübt – auch indirekt über Rückwirkung mit der Umwelt. Denn sie reagiert durchaus auf ein Hybridauto. Idealerweise erhoffen wir so etwas wie eine nicht-psychedelische Bewusstseinserweiterung.

Für diesen Praxistest wurde ein Hybridfahrzeug gewählt, weil verschiedene Formen der Hybridisierung mittlerweile in jedem Auto stecken, weil wir solchen Konzepten bisher noch einigermaßen skeptisch gegenüberstehen, und weil es möglicherweise anderen ähnlich damit geht. Die Entscheidung für eine zusätzliche, rein elektrische Reichweite ist möglicherweise spannend unter dem Gesichtspunkt mehr oder weniger dazu passender Einsatzprofile. Kondensationskeime für Kontroversen sind damit also schon angelegt. Mit den folgenden Beobachtungen und Einlassungen über meine Befindlichkeit als Benutzer kann ich das Ganze sogar noch etwas zuspitzen.

Kondensationskeime

Ich fühle mich vom Thema Antriebsalternativen ohnehin besonders betroffen. Als unheilbarer Benzinblüter mit momomaner Frisier-und-Experimentiervergangenheit kann ich heute – ruhiger geworden – insbesondere von älteren und alten Autos nicht lassen. Seit ein paar Jahren faszinieren mich völlig elektronikfreie Autos mit Allradantrieb und rein mechanisch geregelten Bauerndieselmotoren. Außerdem habe ich als aktiver Schrauber einen vom Mainstream möglicherweise etwas abweichenden Blickwinkel auf das Thema Nachhaltigkeit. Dass diese mobilen Brikettpressen keine Plaketten erhalten, stört nicht, denn was soll ich mit solchen Autos in der Stadt. Ich besitze übrigens zwei davon.

Außerdem habe meine Wohnung im Speckgürtel einer Millionenstadt bewusst so gewählt, dass ich direkt aus der Haustür in die U-Bahn steigen und in 23 Minuten im Zentrum ankommen kann. Wenn ich will. Die meisten Fahrten, etwa zum Kinder abholen, einkaufen, Bier holen, normalerweise auch die Fahrt ins Büro, erledige ich per Rad. Falls ich wirklich mal ein Auto brauche, nehme ich den Dreizylinder-Corsa meiner Gattin. Mit diesem kleinen Ding komme ich für fünfeinhalb Liter praktisch überall hin.

Mit den anderen beiden fahre ich seit Jahr und Tag rein aus Gründen der Liebhaberei jeweils etwa 1500 Kilometer im Jahr, das macht jeweils etwa 230 Euro Dieselkraftstoff und eine Jahressteuer von je 400 Euro (statt je 960, dank nachgerüstetem Oxikat und Gewichtsbesteuerung). Teuer, aber unvermeidlich, wenn man der Umwelt die Verschrottung von völlig funktionsfähigen Autos ersparen möchte, die bei etwas Pflege noch an die zwanzig Jahre laufen werden.