Im Auge des Benutzers

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Verstehen sie mich nicht falsch: Ich lebe gern hier, gerade weil es wenig Verkehr gibt. Ich hoffe auch, dass das so bleibt. Und ich gehöre – abgesehen von den absolut bewundernswerten Auto-Völlig-Verzichtern und natürlich den Nachbarn aus dem Heim für Demenzkranke – zu den Anwohnern mit der geringsten Jahreskilometerleistung. Es dürfte übrigens das Stadtviertel mit der höchsten Prius-Dichte sein, allerdings holen BWM i3 und auch der smart ED ganz gut auf. Daneben gibt es noch eine stattliche Anzahl Opel Ampera und zwei Tesla Model S. Meine Nachbarn allerdings haben zum Teil schon daran zu kauen, dass ein Miteigentümer allein drei Autos im Alter zwischen siebzehn und zweiundzwanzig Jahren hat. Sie setzen Besitz und Beschäftigung mit alten Autos einfach gleich mit exzessiver Umweltverschmutzung.

Und jetzt rolle ich mit einem nagelneuen Prius Plugin in die Tiefgarage und stöpsle sein Ladekabel an die Dose. Können Sie sich vorstellen, was da los ist? Erstens stellt sich heraus: Die Nachbarn sind alle Experten. Ich brauche ihnen nichts zu erklären. Und dann beginnen sie mich zu behandeln, als wollten sie partout vermeiden, dass ich das Gesicht verlieren muss. So rücksichtsvoll, wie man einen Konvertiten eben in seine neue Gemeinschaft aufnimmt – jedenfalls so lange, bis man ihnen freundlich erklärt, dass man weiterhin dem alten Glauben anhängt, es sich bei diesem Auto lediglich um eine vorübergehende Entlastung ihrer lokalen Umwelt handelt.

Neue Arbeitshypothese

Lokal entlasten kann der Prius wirklich: Selbst ohne vorherige Aufladung durchquert er die beiden Dörfer mit Tempo-30-Zonen auf meinem Weg ins Büro brav elektrisch und stromt dann auch ganz lautlos bis in unsere Tiefgarage. Voll aufgeladen, ein Zustand, für den seine Batterie eineinhalb Stunden benötigt, fährt er die genau zehn Kilometer von der Garage bis ins Büro und abends auch wieder heim. Genau dann ist er völlig leer und der Akku bereit zur nächsten Ladung. Zur Erinnerung: Normalerweise fahre ich quasi Luftlinie über die Felder mit dem Fahrrad, dann sind es nur drei Kilometer. Abgesehen von meiner systemwidrigen Neigung zum Radfahren muss ich mich aber angesichts solcher passgenauen Verhältnisse ernsthaft fragen, ob es eigentlich eine idealere Zielgruppe für den Prius gibt als mich. OMG, das habe ich jetzt wirklich geschrieben? Na, gut, dann soll es mal als Arbeitshypothese so stehenbleiben. Erfahrungsberichte folgen. (fpi)