Gequälte Philosophie

Inhaltsverzeichnis

Wer sich in der Zubehörabteilung von Yamaha umsieht, wird dort unter diversen Teilen eine schicke Akrapovic-Anlage finden, deren Schalldämpfer deutlich höher verlegt ist. Leider steht im Kleingedruckten, dass sie – mangels Straßenzulassung – nur für die Rennstrecke geeignet ist. Mit der XSR 700 auf die Rennstrecke? Welch absurde Vorstellung!

Nachsitzen in Sachen Stil

Die XSR 700 wirkt vorne sehr hoch, fast schon wie ein Chopper. Anstatt der eckigen Instrumente des Basis-Modells, erfreut das Cockpit hier mit einem kleinen, runden Tacho – der sich leider als digitaler Ausrutscher entpuppt. Warum keine Zeigeruhr? Auf der Basis-MT-07 präsentieren sich die Zehn-Speichen-Gussfelgen recht hübsch, auf einem Retro-Bike sind sie hingegen deplaziert, hier wären Drahtspeichenfelgen wie bei der historischen XS 650 die bessere Wahl gewesen.

Schade für die XSR 700, denn der 689-Kubikzentimeter-Paralleltwin mit 270 Grad Hubzapfenversatz bietet viel Fahrspaß, wie er in den anderen MT-07-Modellen ausreichend bewiesen hat. Maximal 75 PS bei 9000/min reichen für flotten Vortrieb, zumal die XSR 700 nur 186 kg auf die Waage bringen soll. Da weder die Rahmengeometrie noch die Reifen-Dimensionen geändert wurden – lediglich der Radstand wuchs um fünf Millimeter –, dürfte auch sie die gleiche ausgeprägte Handlichkeit wie ihre MT-07-Schwestern an den Tag legen.

Die XSR 700 kann als Retro-Bike nicht überzeugen. Das Design wirkt nicht authentisch, sondern gequält. Da helfen weder das breit gefächerte Zubehör-Angebot, noch der günstige Preis von 7495 Euro. Dabei hat Yamaha mit der XJR 1300 und der XJR 1300 Racer bewiesen, dass sie wunderschöne Retro-Motorräder in Serie bauen können. Aber wenn die Basis es einfach nicht hergibt, sollte man nicht irgendetwas hinein philosophieren, was nicht vorhanden ist. Die Väter sollten ihre Söhne in Sachen Stil nachsitzen lassen. (fpi)