Strategien auf dem Motorradmarkt

Seite 2: Wachstum nur noch in Asien

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KTM-Chef Pierer sieht hier die Zukunft eher bei kleinen Elektro-Rollern. Der Zukauf und die geschickte Eingliederung der Marke Husqvarna hat dem KTM-Konzern zusätzlichen Gewinn gesichert. Husqvarna soll langfristig ein eigenständiges Design erhalten, mit den modern gestalteten Vitpilen- und Svartpilen-Bikes haben die Austro-Schweden schon mal einen kräftigen Akzent gesetzt, bald wird mit der Norden 900 eine geländetaugliche Reiseenduro und wahrscheinlich ein Muscle-Bike mit dem V2-Motor der 1290 Super Duke R folgen.

Die Zukunft liegt in Asien

Die Zukunft liegt für die Hersteller in den boomenden asiatischen Märkten, vor allem der weltgrößte Motorradmarkt Indien, aber auch Südostasien rücken immer mehr in den Fokus. KTM hat das als erste europäischer Marke begriffen, nachdem die japanischen Motorradproduzenten schon lange auf dem Subkontinent vertreten waren. Seit 2011 baut KTM zusammen mit dem indischen Motorradhersteller Bajaj die kleinen Duke- und RC-Modelle von 125 bis 390 Kubikzentimeter in Indien und verkauft sie weltweit mit großem Erfolg.

In Indien konnte KTM 2019 im Verkauf um satte 35 Prozent zulegen und der Marktanteil stieg von 4,5 auf 7,3 Prozent. Eine Kooperation mit der chinesischen Marke CF Moto ist bereits beschlossen, sie sollen zukünftig KTM-Modelle in China produzieren und vertreiben. Joint Ventures mit indischen Marken haben mittlerweile auch BMW, Triumph und Ducati, um nur einige zu nennen. Sie alle bauen oder planen kleine Motorräder bis 500 Kubikzentimeter, die in Indien gewaltige Stückzahlen erzielen.

Harley schwächelt nicht nur in Asien

Zwar besitzt auch Harley-Davidson ein eigenes Werk in Indien, hat aber keinen einheimischen Partner und verkauft seine schweren und teuren Modelle auf dem Subkontinent in homöopathischen Dosen – die Produktion ist zu einem großen Teil für den Export nach Europa gedacht. Der asiatische Motorradmarkt wuchs 2019, aber Harley-Davidson verlor dort sogar Anteile. 2017 hat CEO Matt Levitch seine Strategie „More Roads to Harley-Davidson“ vorgestellt. Der Plan sieht vor, den Absatz bis 2027 um 50 Prozent zu steigern und dafür 100 neue Modelle zu entwickeln.

Über Jahrzehnte hat Harley-Davidson ausschließlich schwere Tourer und Cruiser gebaut. Doch die Chopper-Käufer fallen nun zunehmend aus Altersgründen weg und die jungen Motorradfahrer spricht das Modellprogramm von Harley-Davidson nur mehr zu einem kleinen Teil an. Zurzeit machen die schweren Tourer rund 42 Prozent des gesamten Absatzes von Harley-Davidson aus. Da sie aber sehr teuer sind, schreckt das einen großen Teil der Jüngeren ab, die sich überhaupt noch für diese Modelle interessieren. So ist absehbar, dass auch in dem Segment die Verkaufszahlen weiter sinken werden. Die US-Marke muss dringend völlig andere Modelle entwickeln.

Harley made in China

Für größere Anteile im riesigen asiatischen Markt will Harley-Davidson ein Motorrad mit kleinem Hubraum herausbringen. Partner für das Projekt ist der chinesische Hersteller Qianjiang Motorcycles. Qianjiang baut rund 1,5 Millionen Motorräder pro Jahr, hat bereits 2005 die italienische Marke Benelli gekauft und erfolgreich neu aufgestellt.

Spätestens 2021 will Harley-Davidson ein bei Qianjiang gefertigtes Motorrad mit 338 Kubikzentimeter Hubraum präsentieren, das nicht nur für China, sondern für den weltweiten Export gedacht ist. Sie wird einen Reihenzweizylindermotor von Qianjiang bekommen statt des traditionellen V2. Nach den ersten Bildern, die im Internet aufgetaucht sind, sieht die kleine Harley sehr nach einer Benelli BN 302 mit leicht geändertem Design aus. Für einen Verkaufserfolg muss aber schon etwas mehr geboten werden als der Namenszug „Harley-Davidson“ auf dem Tank eines chinesischen Motorrads.

Der US-Präsident schadet Harley-Davidson

Weil Harley-Davidson ein Werk in den USA geschlossen und dafür eines in Thailand eröffnet hatte, rief US-Präsident Trump 2018 zum Boykott der Marke aus Milwaukee auf. Als hätte Trump Harley-Davidson damit nicht schon genug geschadet, provozierte er durch drastische Zollerhöhungen auf Produkte aus der EU auch noch eine Gegenreaktion, bei der die Europäer amerikanische Motorräder mit höheren Zöllen belegten.