Test: Audi e-tron 55 quattro

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Immerhin: Der Audi e-tron ist als eins der ersten batterieelektrischen Autos überhaupt ab 2020 „Plug&Charge“-fähig. Wie bei Tesla wären dann die automatische Identifikation, Freischaltung und Abrechnung möglich. Vorausgesetzt, dass alle Beteiligten mitmachen: Das Zusammenspiel von Autoherstellern, Ladesäulenbetreibern und Stromversorgern muss in jeder Hinsicht dringend perfektioniert werden. Hier herrscht großer Nachholbedarf.

Heise Autos hat aus Compliance-Gründen auf Audis Charging Service verzichtet und eigene Ladekarten von Plugsurfing, New Motion (inzwischen von Shell gekauft) sowie Maingau Energie benutzt. Irgendeine lief immer. Trotzdem liegt auf der Hand, dass die Lade-Infrastruktur zwar im Grundsatz einsatzbereit ist. Es wäre jedoch wenig verwunderlich, wenn es mit dem Marktstart von VW ID.3, dem Opel e-Corsa und dem Honda e zu massiven Protesten durch ganz normale Menschen kommt, die anders als die Early Adopter nicht bereit sind, die genannten Mängel hinzunehmen.

Die Brennstoffzelle nicht vergessen

Audi wird sich dieser Einschränkungen bewusst sein. Den klassischen A6 TDI-Besitzer, der 30.000 oder 70.000 km im Jahr abreißt, wird man mit dem e-tron ohnehin nicht locken können. Angesichts des EU-Gewichts von 2565 kg sieht sich Audi den brennstoffzellenelektrischen Nexo des Kooperationspartners Hyundai wahrscheinlich genau an. Mag die Energieeffizienz beim Fahren mit Wasserstoff schlechter sein, die Materialeffizienz ist besser und die Praxistauglichkeit auch.

Was die Käufer des Audi e-tron 55 quattro im Hier und Jetzt bekommen, ist ein exzellentes batterieelektrisches Auto: Geräuschniveau und Fahrwerksabstimmung, Haptik, Verarbeitungsqualität, Ladeleistung und Fahrautomatisierung sind Spitze. Wer will, kann mit dem e-tron auch einen Wohnwagen mit bis zu 1,8 Tonnen ziehen. Freiberufler und leitende Angestellte, die auf die 0,5-Prozent-Regelung aufmerksam geworden sind und Wert auf einen Hersteller mit Servicenetz legen, sollten den Audi e-tron zur Probe fahren. Nur Dauervielfahrer sollten sie nicht sein.

Der Hersteller hat den Testwagen kostenfrei überführt und zur Verfügung gestellt. Der Autor hat die Stromkosten getragen. (fpi)