Test: Kia Optima Sportswagon Plug-in-Hybrid

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Wer die Batterie nicht lädt, aber den Kia im Eco-Modus gleiten lässt, kann mit rund 5 l/100 km auskommen. Maximal waren es 7,5 Liter. Die maximale elektrische Reichweite lag im Test bei 62 km, wobei diese Angabe aus den genannten Gründen nicht ganz genau ist – der Benziner war eben nicht komplett aus.

Gefühlt lau

Im Fahrbetrieb fällt ein deutlich spürbarer Unterschied zwischen dem Normalmodus und dem, bei jedem Start wieder aktivierten Ecomodus auf. In letzterem reagiert der Kia auf Beschleunigungswünsche zäher als im Normalmodus. Allerdings versteckt der Antriebsstrang seine laut Datenblatt immerhin 205 PS unglaublich geschickt. Treibt man den großen Kia zur Eile, wirkt er schnell gehetzt. Die Drehzahl schnellt in die Höhe, es wird laut, gefühlt allerdings nicht sonderlich dynamisch. Dabei täuscht der Eindruck – oft ist man schneller als gedacht. Es bleibt dennoch das Gefühl, dass dem Wagen ein flottes Tempo nicht liegt. Er scheint sich mit allen Fasern dagegen zu wehren. Auch die Werksangaben künden mit 9,7 Sekunden im Standardsprint und 192 km/h Höchstgeschwindigkeit von nur mäßigem Elan. Der Passat GTE ist mit nur 13 PS mehr deutlich flinker: 7,6 Sekunden und 225 km/h lauten hier die Versprechen des Herstellers.

Dazu passt auch die Abstimmung des Optima-Fahrwerks. Er fühlt sich stets etwas schwerfällig und unwillig in Kurven an. Vom agilen Handling eines Mazda 6 ist er meilenweit entfernt. Diesen Eindruck verfestigt die etwas gefühllose Lenkung. Insgesamt lädt der Optima Hybrid damit zu einer eher beschaulichen Reise ein, was ja an sich kein Fehler ist. Dafür würden wir uns noch etwas festere Sitze wünschen. Den aktuellen Sesseln fehlt es nicht nur an Seitenhalt, sie sind auch ziemlich weich. Im Testwagen waren sie mit Leder bezogen und ließen sich auch, wenngleich etwas geräuschvoll, belüften.

Das Platzangebot entspricht dem, was in dieser Klasse üblich ist. Vorn wie hinten gibt es also ausreichend Raum, um vier Personen bequem zu transportieren. Der Kofferraum ist mit 440 Litern allerdings erheblich kleiner als im Kia Optima mit Verbrennungsmotor, der 552 Liter aufnimmt. Neben einem leicht erhöhten Ladeboden fällt vor allem das Fach darunter im Hybridmodell weg – dort sitzt dann die Batterie.

Ordentlich gemacht

Das Interieur ist ordentlich verarbeitet, der Kia macht an keiner Stelle den Eindruck, die allgegenwärtigen Controller hätten bei seiner Entwicklung das alleinige Sagen gehabt. Funktional bleibt dagegen noch etwas Raum für Verbesserungen. Das Infotainmentsystem ist zum Teil ein wenig verwinkelt. Am Lenkrad hätten es für meinen Geschmack nicht zwingend acht Tasten und vier Wippen sein müssen. Ohne das Gebimmel des Spurhalteassistenten und das Kling-Klang-Klong zur Verabschiedung, das entfernt an die heute fast vergessene Salonpfortenglocke erinnert, wäre der Optima insgesamt nicht weniger angenehm.

Mit Prognosen sollte man vorsichtig sein, wir riskieren trotzdem eine: Der Kia Optima SW Plug-in-Hybrid wird hierzulande ein Randerscheinung bleiben. Schon das gut ausgestattete Basismodell kostet 41.940 Euro, die noch umfangreicher ausstaffierte Version Spirit kostet noch einmal 4000 Euro mehr. Schon dem Einstiegsmodell fehlt es mit LED-Scheinwerfern, Navigations- und Soundsystem an kaum etwas, das Topmodell bietet zusätzlich noch ein paar Assistenten.

Doch der nur etwas schlechter ausgestattete Benziner mit Automatik ist gefühlt fast ebenso dynamisch wie der Hybrid – und rund 10.000 Euro günstiger. Da braucht es schon eine große Portion Idealismus, um dem leisen Teilzeit-Elektriker den Vorzug zu geben.

Kia hat die Kosten für die Überführung des Testwagens übernommen, der Autor jene für Kraftstoff und Strom.