Test: Seat Arona 1.0 TGI

Seite 2: Charakterliche Eigenheiten

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Der Fahrer spürt diesen Wechsel zwischen Lethargie und Leistung am ärgsten im Stadtverkehr oder auf gebirgigen Straßen. Hinzu kommt bisweilen ein regelrechtes Zaudern bei der Gasannahme. So muss der Fahrer häufiger die sechs Gänge wechseln als in einem herkömmlichen Arona, immerhin kein Problem bei der mühelos-exakten Schaltung. Seat stattet den TGI mit einem Sechsganggetriebe aus, während der kaum kräftigere TSI mit fünf Gängen auskommen muss. Die feinere Stufung hilft bei der depressiv-manischen Motorcharakteristik. Ein automatisches Getriebe ist nicht erhältlich.

Seats flehendes Versprechen

Wir hätten gewarnt sein können, schon weil im Katalog selbst die sonst so erfindungsreichen Argumentationsartisten nur mehr flehentlich tönen: „CNG bietet identisches Fahrgefühl und Leistung. In puncto Leistung und Fahrdynamik stehen unsere CNG-Modelle ihren rein benzinbetriebenen Modellgeschwistern in nichts nach“. Der im Prinzip gleich motorisierte Seat Arona 1.0 TSI, den ich vor ein paar Monaten fuhr, überzeugte im Gegensatz zum TGI mit einer sehr ausgeglichenen Charakteristik.

Am Leistungsunterschied (95 vs 90 PS beim TGI) kann es nicht liegen, den würde man allenfalls erst im Bereich der Nenndrehzahl ab 5000/min bemerken. Der TGI bietet mit 160 Nm zwar rund zehn Prozent weniger Drehkraft als der TSI, die Beschleunigung ist um 1,8 Sekunden schlechter. Dieses Leistungsangebot war mir nie zu wenig, nur die Harmonie der Kraftabgabe finde ich nicht zeitgemäß. Sie erinnert an frühe Turbomotoren.

Allerdings wäre es auch viel verlangt, für eine so kleine Kundengruppe wie die Erdgasfahrer eine Gas-Direkteindüsung zu entwickeln. Sie würde Scavenging und mithin einen harmonischen Durchzug wie beim Benziner erlauben. Immerhin ist sie bei allen großen Autoherstellern so gut wie serienreif. Nur die Kosten sind für kleine Serien noch zu hoch. Aber vielleicht gewinnt Erdgas ja doch noch so viele Freunde, dass es sich eines Tages lohnt.

Unauffällig unterschwellig

Bei aller Charakterstärke – um es neutral zu formulieren – bleibt der gesamte Antrieb akustisch angenehm unterschwellig. Wer den Motor fordert, erlebt ihn kerniger, aber nie unangenehm laut. Selbst bei höheren Fahrgeschwindigkeiten bleibt er so zurückhaltend, dass man die ebenfalls gut gedämmten Wind- und Reifengeräusche wahrnimmt.

Der Arona TGI federt ziemlich definiert aber noch nicht zu fest, trotz der mit 205/55 R17 schon niederquerschnittigen Dimension der Winterreifen am Testwagen, bietet eine ausreichend schluckfreudige Dämpfung und verhält sich im Bereich normaler Manöver schön neutral. Die je nach Geschmack etwas zu kräftig unterstützte Lenkung passt dazu, sie bleibt im besten Sinne unauffällig.

Geradezu sachlich angesichts des lifestyligen Äußeren wirkt das Armaturenbrett mit den gut ablesbaren Uhren und den Tankanzeigen für Gas und Benzin. Die Bedienung von Schaltern und Knöpfen ist quasi selbsterklärend, auch die beiden Dreh-Drückknöpfe am Acht-Zoll-Display (Serie bei Style: 6,5 Zoll). Leider ist der Bildschirm für ein modernes Auto zu niedrig angeordnet – noch unterhalb der zentralen Lüftungsdüsen und damit liegt auch die Klimabedieneinheit zu niedrig. Die Benutzerführung des Bediensystems ist logisch aufgebaut, bietet Apple CarPlay, Android Auto und MirrorLink.