Test: Seat Arona 1.0 TGI

Seite 3: Umweltschonend? Kommt darauf an ...

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Angenehm fest und ausreichend groß unterstützen die Sitze. Der Fahrersitz ist höhenverstellbar und unterstützt auf Wunsch auch eine die Ermüdung mindernde Küchenstuhl-Sitzposition, gut in einem Auto mit so viel Innenhöhe. Leider ist der Tunnel unnötig breit, eigentlich sogar überflüssig, denn dort gibt es ja wegen des Quermotors gar kein Getriebe und mangels Allradoption auch keine Kardanwelle.

Auch hinten sitzt man bequemer als in einem Seat Ibiza (Test), weil aufrechter. Schade, dass Seat keine längs verschiebbare Rückbank anbietet, bei dem durch die Gastanks von 400 auf nur noch 282 Liter verkleinerten Kofferraum wäre ein wenig mehr Variabilität angenehm. Die Tauglichkeit des leer 1308 kg wiegenden Arona TGI zum Reise- oder Nutzfahrzeug ist ohnehin eingeschränkt bei seinen bescheidenen 477 kg Zuladung: Die der anderen Modelle erreicht immerhin 510 bis 605 Kilogramm und eine Anhängekupplung kann wegen der Gastanks ohnehin nicht montiert werden.

Positiv ausgedrückt ist der Arona TGI also eher betriebskostengünstiges Pendlerauto als Familien- oder Reisegefährt. Für diese Nutzungsart ist interessant, dass Methan in seiner Form als Erdgas im Zuge des Emissionshandels ab 2021 belastet, als Biogas hingegen davon ausgenommen wird: Die Abgabe auf alle fossile Brennstoffe beträgt zunächst 25 Euro pro Tonne CO2, bis 2025 wird der Preis schrittweise auf 55 Euro angehoben. Für 2026 soll eine Spanne von 55 bis 65 Euro gelten.

Hoffnung auf Leitplanken

Ein mit Biogas betriebenes Auto liegt in der CO2-Bilanz im Moment noch vor einem mit deutschem Strommix geladenen Elektroauto: Das ähnlich dimensionierte E-Auto Hyundai Kona EV (Test) verbraucht laut Hersteller 14,3 kWh/100 km. Mit dem regierungsamtlichen Faktor für den deutschen Strommix von 0,537 ergibt sich daraus ein CO2-Ausstoß von 77 g/km. Für den Arona TGI gibt Seat 99 g/km im Gasbetrieb an, der Umrechnungsfaktor für Biogas aus der selben Tabelle beträgt 0,148, mithin also günstige ca.14,8 g/km.

Wie gesagt – rein theoretisch und in einem Vergleich Apfel gegen Birne. Wegen des Kohleausstiegs dürfte die Tabelle zudem bald aktualisiert werden. Zu bedenken ist darüber hinaus, dass Biomethan den CO2-Kreislauf zwar zu einem ziemlich großen Teil schließt. Kommt er allerdings aus dem Anbau von Energiepflanzen ist es wegen der spritz- und düngebedürftigen Monokulturen eine Umweltsauerei, während aus Ernteabfällen produziertes Methan tatsächlich ein Beitrag zur Ressourcenschonung sein kann.

Wer einen Arona TGI kauft und bewusst Biogas tanken möchte, muss dies also in der Hoffnung tun, dass bei der Gaserzeugung noch einige für den Umweltschutz wichtige Leitplanken gebaut werden, nachdem die Politik auch aus Sorge vor EU-Strafen bislang ziemlich einseitig auf die CO2-Bilanz geblickt hatte.

Im Grunde ist der Arona TGI ohne Konkurrenz. Als kleinere Alternative könnte gerade noch so der Fiat Panda 0.9 8V TwinAir Natural Power mit 70 PS (80 mit Benzin) durchgehen, mit einem ähnlichen CNG-Verbrauch von 3,6 kg/100 km (97 g/km CO2). Platzangebot und Leistung dieses Mikro-SUV fallen im Vergleich zum Arona deutlich ab. Dafür ist der kleine Fiat bereits ab 14.790 Euro im Angebot.

Wer niedriger sitzen möchte, kann dies in einem technisch baugleichen VW Polo TGI (Test) tun. Günstigere Verbräuche wird er aber kaum herausfahren: Wir hatten ihn Anfang 2018 im Test und verbrauchten zwischen vier und 4,7 kg/100 km. Dabei ist der kleinere VW mit 20.825 Euro sogar noch ein bisschen teurer.

Seat hat die Überführung des Testwagens übernommen, der Autor die Kraftstoffkosten. (fpi)