Test: Volvo V60 D3

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Kleine Bedienflächen auf einem riesigen Schirm nerven im Alltag und lenken ab. Es mag im Sinne eines möglichst aufgeräumt wirkenden Innenraums eine fantastische Idee sein, die Bedienung von fast allen Funktionen auf einen Bildschirm zu verlegen. Doch was früher ein Handgriff war, den man blind ausführen konnte, erfordert nun Blickkontakt. Ein Navigationssystem kostet stolze 1170 Euro und kann kaum mehr als ein via iOS oder Android eingebundener Wegweiser. Verkehrsdaten in Echtzeit gibt es nur, wenn man dem System über einen Hotspot eine Internetverbindung spendiert. Das ist in einem Peugeot 5008 (Test) vollkommen in Ordnung, in der Klasse eines V60 wünschen wir uns bei einem derart teuren Extra eine eigene Lösung. Insgesamt zufriedenstellend und damit ungleich besser als im 5008 funktioniert im V60 die Sprachsteuerung.

Geblendet

So richtig zu Ende gedacht wirkt auch das Kombiinstrument nicht, was hier als Display ausgeführt ist. Scheint die Sonne direkt darauf, ist es nur noch schwer ablesbar. Dazu ist es wenig variabel: verändert werden können die Ringe um die Rundinstrumente. Doch wer sich vom Navi den Weg zeigen lässt, bekommt immer eine Karte in der Mitte eingeblendet. Apropos blenden: Die Oberfläche des Armaturenbrettes ist aus stumpfen, nicht reflektierendem Material – mit Ausnahme der Einfassung des Head-up-Displays, die sich auf diese Art tagsüber eigentlich immer in der Frontscheibe spiegelt, was ziemlich lästig ist.

Erhellend

Vergleichsweise preiswert sind mit 600 Euro die adaptiven LED-Scheinwerfer. Wie im XC60 bieten sie eine hervorragende Ausleuchtung. So wird die nächtliche Landstraße links und rechts weithin erhellt, was ein immenser Sicherheitsgewinn ist. Denn so kann die Gefahr durch plötzlich über die Straße wechselnde Großtiere rechtzeitig erkannt werden. Auch die Erkennung der anderen Verkehrsteilnehmer gelingt dem V60-Licht ausgezeichnet.

Wie schnell derzeit die Entwicklung in diesem Bereich voranschreitet, zeigt aber der Umstand, dass es inzwischen noch bessere Systeme gibt. Konkret geht es dabei darum, wie geschmeidig der Schatten um die anderen Verkehrsteilnehmer gebildet wird. Das Volvo-Licht ist zuverlässig darin, wirkt mitunter dabei aber etwas hektisch. Was andere zudem noch besser können, ist das Abblenden von Verkehrsschildern. All diese Punkte sind aber Klagen auf wirklich sehr hohem Niveau. Nur wenige Autos sind in diesem Bereich noch etwas feiner als der V60.

Im Prinzip lässt sich das auch auf Antrieb und Fahrwerk übertragen, allerdings mit spürbaren Abstrichen gegenüber den Besten in diesem Segment. Der Testwagen war mit dem 150-PS-Diesel und der Achtgang-Wandlerautomatik von Aisin ausgestattet. Diese Kombination bietet genügend Kraft, ein flottes Wägelchen ist es aber nicht. Das verwundert kaum, denn das Leergewicht liegt bei 1829 Kilogramm für die Version mit Frontantrieb ohne Extras. Das ist selbst für Volvo-Verhältnisse üppig. Ein deutlich größerer V90 D3 wiegt nur rund 50 Kilogramm mehr.

Blei in den Knochen

Das „Blei in den Knochen“ macht sich in zweierlei Hinsicht bemerkbar. 9,9 Sekunden im Standardsprint sind in dieser Klasse ein eher mäßiger Wert. Zum Vergleich: Ein 318d Touring mit Automatik ist eine Sekunde schneller, ein Mercedes C 200 d Automatik mit 160 PS sogar rund anderthalb. Insgesamt reicht das Temperament im Volvo im Prinzip aus, doch wer dem V60 D3 flotte Fahrleistungen abverlangen will, stellt rasch fest, dass dies in erster Linie zu mehr Unruhe führt. Die Maschine tönt dann angestrengter, als sie eigentlich ist. Der Kombi ist mit diesem Antriebsstrang nichts für Choleriker, die in dieser Umgebung die Reaktionsgeschwindigkeit einer Stubenfliege erwarten. Daran ändern auch die drei wählbaren Fahrprogramme nichts. In Eco beschleunigt der Wagen nochmals etwas behäbiger, was einen Steuermann, der hier gut reinpasst, nicht weiter stören wird. Der Volvo reizt nicht zum flotten Fahren.