Test: Volvo V60 D3

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Der Motor erscheint trotz allem ausreichend kräftig, doch das Zusammenspiel mit der Automatik ist verbesserungswürdig. Mitunter reagiert sie verzögert und braucht einen Moment, bis sie sich überlegt hat, welche Stufe es denn nun sein darf. Das ist vor allem in der Stadt lästig, wenn man spontan beschleunigen muss oder will. Kollege Florian fand die temporäre Anfahrverzögerung derart misslich, dass er die Automatik nicht ordern würde. Angesichts dessen, dass sie außerhalb der Stadtgrenzen ansonsten die Gangwechsel recht fein verschleift und auch der Zeitpunkt meistens gut gewählt ist, erscheint mir dieses Urteil hart. Möglicherweise bin ich in dieser Hinsicht aber auch nachsichtiger, weil mir ein Schaltgetriebe in dieser Umgebung wie ein Fremdkörper vorkommen würde.

Die üppigen Pfunde machen sich auch beim Verbrauch bemerkbar. Weniger als 5,6 Liter auf 100 km waren es auch beim gemäßigten Betrieb auf der Landstraße nicht, wer den kleinen Diesel auf der Autobahn zur Eile treibt, erfährt problemlos mehr als sieben Liter. Im WLTP verspricht Volvo immerhin 4,5 Liter.

Eher komfortabel

Es gibt in dieser Klasse eine große Bandbreite, was die grundsätzliche Ausrichtung von Fahrwerken betrifft. Auf der Seite der Agilen sind die Alfa Romeo Giulia (Test) und der BMW 3er, auf der der Komfortablen die Mercedes C-Klasse mit Komfortfahrwerk und der inzwischen hierzulande nicht mehr angebotene Citroën C5. Dem Volvo-Fahrwerk ist die knackige Auslegung der Giulia ferner als die Weichheit einer C-Klasse, der er allerdings keine Konkurrenz macht. Die Dämpfer sprechen im V60 weniger geschmeidig an, die Reaktion auf kleine Unebenheiten ist nicht ganz so fein wie im Daimler. Für sich betrachtet ist der Kompromiss, den Volvo gewählt hat, aber nicht schlecht, zumal der Testwagen mit Reifen der Dimension 235/45 R18 ausgestattet war – eine nennenswerte Flankenhöhe, die bei der Dämpfung ein wenig mithilft, ist aktuell leider nicht modern.

Selbstbewusst

Der V60 D3 kostet derzeit mindestens 37.500 Euro, mit Automatik sind es nochmals 2200 Euro mehr. Eine selbstbewusste Ansage, keine Frage. Hersteller wie Renault, Opel oder Mazda liefern ihre gewiss nicht üblen Beiträge zu diesem Segment für deutlich weniger Geld. Doch Volvo sieht sich als Mitspieler im Premiumsegment und richtet daher auch seine Preisliste ähnlich aus wie die süddeutsche Konkurrenz. Wer mag, kann auf den Grundpreis ohne weiteres 15.000 Euro für Zusatzausstattung addieren, ohne alle Optionen gewählt zu haben.

An den grundsätzlichen Qualitäten des Autos ändert das nur im geringen Maße etwas. Eine davon ist für manche Interessenten vermutlich, dass den Volvo noch immer ein Hauch von etwas Besonderem umgibt. In meiner Auffahrt zog der elegante V60 jedenfalls viele Blicke auf sich. Falls die Entwickler nach Möglichkeiten der Perfektionierung suchen sollten: Mit einer leiseren Zentralverriegelung wären es wohl nur unwesentlich weniger gewesen.

Die Kosten für die Überführung hat Volvo übernommen, jene für Kraftstoff der Autor. (mfz)