Toyota Prius Plug-in im Praxistest: Eine erste Zwischenbilanz

Alltagskompetent?

Zwei Monate begleitet uns ein Toyota Prius Plug-in in der Redaktion. Einige Kilometer hat er inzwischen zurückgelegt - Zeit, eine erste Zwischenbilanz zu ziehen. Die fällt nicht rundum positiv aus

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Von
  • Martin Franz
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München, 18. März 2014 – Anfangs von der Konkurrenz spöttisch beobachtet, hat sich Toyota mit dem ersten Prius weit vorgewagt. Der Mut wurde belohnt, denn beim Stichwort „Hybrid“ haben vermutlich viele Menschen genau dieses Modell vor Augen, obwohl inzwischen auch andere Hersteller diesen Antrieb im Sortiment haben. Toyota hat mittlerweile die dritte Generation im Handel, die es seit 2012 auch als Plug-in-Hybrid gibt. Genau den haben wir für zwei Monate zu einem Praxistest in die Redaktion geladen.

Kaum zu hören wenn…

Für den Autor dieser Zeilen sind es die ersten Meter mit einem Prius, und das lautlose Losrollen beeindruckt. Wenige Meter später meldet sich der Benziner, doch wirklich störend ist das nicht. Die 195/65 R15 Winterreifen von Pirelli übertönen schon bei geringem Tempo die Geräuschquelle Antrieb. Mit Sommerreifen mag das anders sein. Doch nicht allein die Pneus sind Schuld: Toyota hat die Radkästen nur sparsam gedämmt. Kleine Steinchen oder auch Nässe dringen akustisch ohne Probleme in den Innenraum. So muss man schon sehr genau hinhören, um in der Stadt den Einsatz des jeweiligen Motors zu bestimmen. Wer es nicht eilig hat, erlebt urban ein enorm laufruhiges Auto. Außerhalb der Stadtgrenzen ändert sich daran wenig, gleichmäßigem Tempo vorausgesetzt. Auch auf der Autobahn bei rund 150 km/h haben wir den Antrieb nicht als störend laut empfunden.

Dieses positive Bild wandelt sich erst, wenn man den Prius zur Eile treibt. Wünsche nach flotter Beschleunigung werden mit anhaltend hohen Drehzahlen beantwortet. Der Benziner hält dann etwa 5000/min, während die Geschwindigkeit zunimmt. Es mag sinnvoll sein, den Motor im elastischen Bereich zu halten, ein akustischer Genuss ist es nicht. Außerdem wirkt er so ziemlich unwillig, so als wehre er sich gegen die „artfremde“ Behandlung. Es dauert auch einen Moment, den er sich nimmt, bevor es beschleunigend voran geht. Ein moderner Dieselmotor wirkt im Vergleich dazu so, als wenn er die ganze Zeit nur darauf wartet loszulegen. Der Prius muss dagegen erst „geweckt“ werden.

Objektiv reichen seine Fahrleistungen aus, subjektiv verleitet er wie kaum ein anderes Auto dazu, sich eine eher gelassene Fahrweise anzugewöhnen. Das hat wohl auch der ein oder andere Autofahrer vor Augen, denn der Prius scheint ein „magnetisches Heck“ zu haben. Es fällt auf, dass viele Autofahrer eine unangenehme Nähe zum Prius suchen. Obwohl nicht langsamer als mit dem privaten Auto, wurde ich gefühlt öfter bedrängt. Traut man dem Fahrer eines vermeintlichen Ökoautos keine normale Fahrgeschwindigkeit zu?