Varianten des Doppelkupplungsgetriebes

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Der entgegengesetzte Fall ist der Sportmodus, bei dem Schaltrucke mit Beschleunigungsüberhöhungen sogar erwünscht sind. Das lässt sich erreichen, in dem der Schließvorgang beschleunigt stattfindet, ohne dabei Motormoment zurückzunehmen. Grenzen für die Schaltprogramme setzt außer der Fantasie eigentlich nur das übertragbare Drehmoment, wobei der BMW M3 mit seinen 400 Nm das 7DCI600 in dieser Hinsicht nicht ernsthaft fordert.

EvoLution

Auch beim Herunterschalten im Schubbetrieb gibt es bei heutigen DKGs unterschiedliche Auslegungen. Beim Volvo zum Beispiel "muss alles smooth sein, da wird eine Überschneidungsschaltung wie aus dem Lehrbuch gemacht", sagt Faust. Nur in den kleinen Gängen wird ein wenig Zwischengas gegeben, damit das Bremsmoment beim Einkuppeln nicht den Komfort beeinträchtigt. Ganz anders beim Mitsubishi Evo: Hier wird beim Herunterschalten die Kupplung kurz offen gehalten und deutlich hörbar Zwischengas gegeben, schließlich soll der Evo sportlich wirken. Etwas amüsant ist das schon, denn für die Synchronisierung ist das Zwischengas natürlich überflüssig, es dient hier nur dazu, beim Umkuppeln ein Bremsmoment zu vermeiden.

Turbomotoren sind ein weiteres Beispiel für eine spezielle Auslegung des Einkuppelverhaltens: Da bei ihnen je nach Auslegung und Betriebszustand der Turbolader verzögert anspricht, kann ein sanftes Einkuppeln dabei helfen, das "Turboloch" zu überspielen. Typischerweise ist das beim Anfahren der Fall. Die Alternative ist wie gesagt eine genügend hohe Anzahl von Gangstufen, beim 7-Gang-DSG zum Beispiel ist der 1. Gang sehr kurz und der 7. dennoch ein Spargang.

Kriechen nach Bedarf

Apropos Anfahren: Bei komfortorientierten Autos wie den Volvo-Modellen wird das typische "Kriechen" einer Wandlerautomatik simuliert – denn vielen "Automatik"-Kunden ist es egal, wie die Technik aussieht, sie erwarten einfach das seit Jahren gewohnte Verhalten. Beim Ferrari dagegen ist Kriechen nicht erwünscht – schließlich weiß der Kunde, dass er ein sportliches Doppelkupplungsgetriebe erworben hat. Weil "Kriechen" zum Beispiel beim Einparken angenehm ist, andererseits aber etwas auf den Verbrauch schlägt, gibt es auch die Funktion "creep-on-demand", bei der ein leichtes Tippen des Gaspedals den Kriechmodus einleitet. Diese Funktion wird im BMW M3 eingesetzt.

Vielleicht ist die "Programmierfähigkeit" der Doppelkupplungsgetriebe eine Eigenschaft, die zunächst etwas unterschätzt wurde. Sie schafft mit unveränderter "Hardware" Möglichkeiten, für die ansonsten unterschiedliche Getriebe eingesetzt werden müssten. Das ist eine Chance für die DKGs, sich noch mehr im Markt zu verbreiten. Ein gutes Beispiel ist die Anwendung bei Mitsubishi, wo das 6DCT470 für den Evo ebenso wie für den dieselgetriebenen SUV Outlander eingesetzt wird. Mit einem Wandlerautomaten wäre es kaum möglich, derart unterschiedliche Charaktere angemessen darzustellen.