Vorstellung: VW Golf 8

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Vieles Bewährte wird also behutsam fortentwickelt, anderes dagegen muss sich komplett ändern. Wie alle Hersteller muss Volkswagen sich auf den mittlerweile völlig durchsmartphonisierten Nutzer einstellen. Der Golf ist „always on“ und erkennt alle berechtigten Fahrer auch ohne Telefonie-Funknetz an Daten auf deren (kompatiblen) Telefonen. Der übertragene Datensatz ersetzt den Schlüssel, auf dem Telefon sind darüber hinaus Sitzeinstellung, Ambientebeleuchtung, Sprache, Lieblingssender und viele Präferenzen mehr abgelegt. So kann man mit einem aktuellen VW Touareg (Test) oder Passat (andere VW-Modelle werden das erst später können), den man sich beispielsweise am Messegelände, Bahnhof oder Flughafen einer fremden Stadt ausleiht, einfach mit seinen gewohnten Einstellungen losfahren.

Touch & Slide

Homo Wischgestiensis hat Volkswagen aber auch dazu gebracht, das Bediensystem sehr konsequent serienmäßig auf Bildschirme umzustellen. Im Bewusstsein der Problematik der für die Fahrsicherheit eigentlich ungünstigen Bedienung über Berührungsbildschirme hat man nicht nur das zentrale Display weit nach oben gerückt – im Golf 7 lag er noch unter den zentralen Luftausströmern – Volkswagen hat sich auch virtuelle Schieberegler in physischen Mulden ausgedacht.

Die neuen „Touchslider“ setzen eine Wischgeste um, die je nach gewähltem Menü etwa Lautstärke oder Gebläsestufe und die Öffnung des elektrisch betätigten Glasschiebedachs regelt. Ein guter Anfang, weil bediensicher wie ein Drehregler. Im Test eines Golf VII schrieben wir: „Der Testwagen war mit dem teuersten Navigationssystem ausgestattet. Der Wunsch der Designer nach einer knopflosen Oberfläche ist verständlich, führt aber dazu, dass Kartenzoom und Lautstärke nun umständlicher zu bedienen sind.“ Übrig bleibt heute nur noch eine handvoll physischer Knöpfe, die jedes Auto für die Homologation weiterhin haben muss: Vier Fensterheberwippen und ein Warnblinkschalter.

Unschönes Spiegelbild

Die Blickabwendung möglichst verringern helfen soll auch ein aufpreispflichtiges Head-Up-Display mit direkt in die Windschutzscheibe eingeblendeten Symbolen. Wie bei den meisten anderen uns bekannten Systemen spiegelt sich leider auch bei diesem HUD bei Lichteinfall von schräg oben der Schacht unschön in der Scheibe. Das war auf der Präsentation gut zu sehen wegen der kräftigen Spots an der Hallendecke in 12-Uhr-Position.

Assistenz wird immer wichtiger und so bekommt der Golf 8 als Serienausstattung einen Spurhalteassistenten, ein Umfeldbeobachtungssystem mit City-Notbremsfunktion, Fußgänger- und Radfahrererkennung, Ausweichunterstützung und Abbiegeassistent. Als Standard baut Volkswagen auch eine Car-2-X-Funktion mit rund 800 Metern Reichweite ein, die eine (aktive und passive) Warnfunktion etwa bei Stauende, Liegenbleiben oder herannahenden Einsatzfahrzeugen übernehmen kann, sofern die anderen Fahrzeuge, Straßendienst oder Lichtzeichenanlagen entsprechend ausgerüstet sind.

Richtung Autonomie

Einen Schritt Richtung autonome Längs- und Querführung machen Stauassistent (bis 60 km/h) und „Travel Assist“ (bis 210 km/h). Aus rechtlichen Gründen muss der Fahrer das Lenkrad dabei umfassen. Um den Komfort zu erhöhen, hat Volkswagen nun eine kapazitive Erkennung statt einer über das Lenkmoment eingebaut. Dadurch genügt eine auf dem Lenkradkranz befindliche Hand – die bisher zur Fahrererkennung nötigen leichten Lenkkorrekturen sind dadurch nicht mehr nötig. Sollte der Fahrer den Golf länger als 15 Sekunden freihändig fahren lassen, wird er mithilfe eines Warntons und später eines Bremsrucks aufmerksam gemacht. Reagiert er nicht, wird der Wagen automatisch angehalten.