Zelectric: Neuer Saft für alte Käfer

Inhaltsverzeichnis

Mit Betonung auf „ermöglicht“. Denn dank des für E-Motoren typischen „Instant Torque“, also vollem Drehmoment aus dem Stand, fährt das Auto natürlich auch im vierten Gang ohne Schalten und Kuppeln schneller an als vorher mit dem Benziner. Das ist kein Wunder bei den guten 192 Nm Drehmoment des Zelectric-Antriebs anstelle der 75 Nm, die der vormalige 1200er 30-PS-Boxer (nur!) bei 2000/min aufzubringen imstande war. Ein Wunder eigentlich, dass es die alten Getriebe nicht beim ersten Anfahren zerspant. Sie wurden, anders als heute, von Ingenieuren berechnet, hinter denen noch kein Controller mit geladener Waffe stand. Zudem werden sie alle bei Zelectric zerlegt und mit neuen Verschleißteilen (Lager, Synchronringe etc.) wieder zusammengesetzt.

Wenn Sie beispielsweise die volle Beschleunigung am Berg erleben wollen, können Sie auch im Zweiten anfahren und später hochschalten. Oder sich ganz konventionell mit Pedal und Schalthebel durch alle vier Gänge arbeiten. Die Bedienung der Technik im Maschinistenstil involviert Sie ins Fahr-Erleben und fühlt sich natürlich wieder ungemein „retro“ an. Das elegant Lustvolle im Vergleich zum voll elektronenverhirnten, komplett anonym-sterilen Multimodalen E-Getriebe ist jedoch, dass Sie selbst entscheiden können, wann und wie Sie schalten. Oder eben, ob Sie es überhaupt tun. Wem das normale Käfergetriebe dennoch zu oldschool ist, bekommt bei Zelectric ein modernes, aufs Fahrzeug abgestimmtes Zweiganggetriebe.

Plug Out, Turn On, Tune In

Damit aber nicht genug. Denn mit dem gewählten Gang ändert sich ja auch das Rekuperationsverhalten, also die Rückverwandlung von Bewegung in Strom. Der Motor bremst dadurch in den unteren Gängen so kräftig, dass Sie je nach Fahrsituation (Stadt, Autobahn, Gebirge ...) den zum modernen Einpedalfahren passenden Gang wählen können. Und damit nicht genug: Wie bei jedem guten E-Antrieb lässt sich bei Zelectrics Antrieb zusätzlich die Rekuperationsleistung auch über den elektrischen Pfad einregeln.

Dass Sie bis zu 160 km/h erreichen können sollen, wie Bernardo nebenbei erwähnt, sollten Sie schon im Interesse von Reichweite und, wichtiger: Sicherheit, nur als Information mitnehmen. Die alten VWs sind ohnehin keine Bahnburner und über 100 km/h eher angsterregend. Aber im Stadt- oder gemischten Verkehr halten sie mühelos mit. Je nach Bestückung mit Lithium-Ionen-Batterien verspricht Zelectric zwischen knapp 100 und fast 290 Kilometer Reichweite.

Apropos Reichweite: San Diego liegt zwar in Kalifornien, das seinen Namen dem vulgärlateinischen „Calida Fornax“ (heißer Ofen) verdankt. Dennoch bietet Zelectric eine elektrokeramische Heizung bereits an, während man an einer Klimaanlage noch werkelt. Beide dürften bei Benutzung den Radius spürbar einschränken.

Aber solche utilitaristischen Überlegungen sind bei allen zelectrifizierten Autos natürlich völlig fehl am Platz. Diese Objekte sind sicher zu schade, um sie täglich dem Irrsinn des Pendlerverkehrs auszusetzen. Zelectrische Autos sind eher was für Sie, wenn Sie so ein alter Transporter oder Käfer anspricht, Sie aber keine Lust auf eine laute, stinkende Zeitlupen-Beschleunigung haben und auch nicht einsehen wollen, jede dritte Tankfüllung Ventile und Unterbrecher einzustellen. Mit dem Abschmieren des Fahrwerks und den Tücken der Bremsanlage haben Sie ja auch nach einer Zelectrifizierung noch Arbeit genug. (fpi)