Ehrlich währt am längsten: 30 Jahre Suzuki Bandit

1991 brachte Suzuki ein Vierzylinderbike nach Deutschland, das zwei Jahrzehnte in diversen Hubraumgrößen ein Bestseller war. Ein Nachfolger ist nicht in Sicht.

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Einfachheit und Ehrlichkeit genügen für nachhaltigen Erfolg. Das bewies auch die Bandit über lange Zeit. Warum Suzuki keinen Nachfolger mit entsprechenden Qualitäten anbietet, ist ein Rätsel.

(Bild: Ingo Gach)

Lesezeit: 9 Min.
Von
  • Ingo Gach
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Suzukis Bandit-Baureihe war ein Erfolgsmodell, das der japanischen Marke über viele Jahre hohe Stückzahlen bescherte und bis heute zehntausende von Besitzern begeistert. Wie baut man ein Erfolgsmodell? Die Antwort von Suzuki lautete in den frühen 1990er Jahren: Ehrlich und günstig.

Man nehme einen bereits bewährten, wassergekühlten Reihenvierzylinder mit elegant geschwungenen Krümmern, baue darum einen Rahmen aus Stahlrohren, wähle eine schlichte Tankform, montiere einen breiten Lenker, befestige vorne einen zeitlosen Rundscheinwerfer, informiere über zwei klassische Rundinstrumente, biete sowohl Fahrer als auch Sozius ausreichend Platz und verkaufe das Gesamtpaket zu einem günstigen Preis.

Heraus kam die Suzuki GSF 400 Bandit, die 1991 ihren Weg nach Europa fand. Ihr Vierzylindermotor verfügte über nur 398 Kubikzentimeter, drehte aber bis beachtliche 12.000/min, wo sie 59 PS leistete. Wer die kleine Bandit also fleißig bei Drehzahlen hielt, konnte mit dem vollgetankt 189 Kilogramm schweren, sehr handlichen Naked Bike flott unterwegs sein, denn sie rannte 177 km/h – nicht schlecht für eine unverkleidete 400er. In Deutschland wurde die GSF 400 Bandit für nur 8290 Mark offeriert und fand zwischen 1991 und 1995 immerhin 3500 Käufer. Hierzulande drosselte Suzuki die kleine Bandit aber wegen der günstigeren Versicherung mit längeren Gasschiebern auf 50 PS bei 10.600/min und nahm dem Motor leider etwas den Biss. Doch die 400er Bandit war ein Vorbote für Größeres.

1995 erschien die GSF 600 N Bandit und war vom Start weg ein Bestseller. Sie war erwachsener als die 400er und bot deutlich mehr Leistung. Ein in Fahrzeugfarbe lackierter Doppelschleifen-Stahlrohrrahmen umschloss den luft-/ölgekühlten Reihenvierzylinder aus der vollverkleideten Suzuki GSX 600 F, allerdings war er von 86 auf 78 PS bei 10.500/min gedrosselt, um die Bandit in die Versicherungsklasse bis 57 kW zu bekommen.

30 Jahre Suzuki Bandit I (7 Bilder)

Vor 30 Jahren fand die Suzuki GSF 400 Bandit ihren Weg von Japan nach Europa. Der quirlige 400er-Reihenvierzylinder musste zwar bei Drehzahlen gehalten werden, sorgte aber für Fahrspaß.

Die feinen Kühlrippen der Zylinder kamen erst bei der Bandit so richtig zur Geltung und die Krümmer samt Auspufftöpfen unterstrichen den attraktiven Auftritt. Die Instrumente und der Rundscheinwerfer glänzten in Chrom, der Tank war mit seinen Rundungen sehr gefällig. Zudem saß der Pilot bequem und aufrecht, dank einer gut gepolsterten Sitzbank und eines breiten, passend gekröpften Lenkers. Der Durchzug des 216 Kilogramm schweren Bikes war zwar nicht berauschend, aber der Motor erwies sich als drehfreudig und wer sich flach auf den Tank legte, erreichte auf der Autobahn haarscharf die 200-km/h-Marke. Suzuki wollte für die GSF 600 N Bandit nur 10.290 Mark haben und die Kunden rissen den Händlern das schicke Naked Bike aus den Händen.

Ein Jahr später erweiterte Suzuki die Modellreihe und passte der GSF 600 S Bandit eine Halbschalenverkleidung mit Rechteckscheinwerfer an, was die Alltags- und Tourentauglichkeit noch steigerte. Die 600er Bandits stellten in der zweiten Hälfte der 1990er Jahre Verkaufsrekorde auf. Doch Suzuki gab sich damit nicht zufrieden und brachte parallel zur 600er noch die GSF 1200 N Bandit auf den Markt, die der kleineren Ausgabe verblüffend ähnlich sah. Auch hier griff man zu einem altgedienten Motor: Der luft-/ölgekühlte Reihenvierzylinder ist schon 1986 in dem Sportler GSX-R 1100 vorgestellt worden, für die Bandit bohrte Suzuki ihn auf 1157 Kubikzentimeter auf. Die maximale Leistung wurde von 130 auf 98 PS zurückgenommen, dafür glänzte der große Vierzylinder mit 98 Nm Drehmoment bei 4500/min sowie sattem Durchzug und kam mit dem Gewicht von 234 Kilogramm spielend zurecht.

30 Jahre Suzuki Bandit II (8 Bilder)

Auch die große Bandit gab es natürlich mit Halbschalenverkleidung. Die GSF 1200 S bot mehr Schutz gegen den Fahrtwind, was bei über 220 km/h Topspeed auch nötig war. Die drei Jahre lang angebotene Version SX mit ABS entpuppte sich hingegen als Flop und fiel aus dem Programm.

Das Fahrwerk zeigte sich ausgewogen und angenehm straff gefedert. Die 1200er Bandit war kein Ausbund an Handlichkeit, lag aber neutral und stets berechenbar in der Kurve. Der große Motor genehmigte sich gern über sechs Liter Sprit auf 100 Kilometer, aber mit dem 19-Liter-Tank kam die Suzuki dennoch auf akzeptable Reichweiten. Wenn es sein musste, rannte sie 218 km/h Topspeed, wobei sich für hohes Tempo die Variante GSF 1200 S Bandit mit Halbschalenverkleidung als angenehmer empfahl, die es zudem auf über 220 km/h Topspeed brachte. Für einen Preis von 14.490 Mark (N) bzw. 15.190 Mark (S) schoss die 1200er Bandit bis ganz nach oben in den Verkaufscharts bei den Big Bikes. Suzuki kam kaum noch mit den Lieferungen hinterher.