Autohersteller stornieren massenhaft Bestellungen

Der Verband der Autohändler beklagt, dass Bestellungen von den Herstellern einfach storniert werden. Vor Ort bleiben viele auf dem Schaden sitzen.

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"Es ist zunehmend ein Abenteuer, ob der Kunde das gleiche Auto bekommt, das er mal bestellt hat", sagt der Vizepräsident des ZDK, Thomas Peckruhn.

(Bild: Land Rover)

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Die deutschen Autohändler beklagen eine Welle von Auftragsstornierungen durch Fahrzeughersteller. Normalerweise seien diese selten und erfolgten vor allem im Zusammenhang mit Modellwechseln, doch aktuell seien sie sehr viel häufiger, sagte der Vizepräsident des Zentralverbands Deutsches Kraftfahrzeuggewerbe (ZDK), Thomas Peckruhn. "Es ist zunehmend ein Abenteuer, ob der Kunde das gleiche Auto bekommt, das er mal bestellt hat."

In einer Umfrage des ZDK hätten 80 Prozent der 884 teilnehmenden Händler von Stornierungen berichtet. Die Betroffenen zählten im Schnitt 37 im vierten Quartal 2021. Auf die 14.600 herstellergebundenen Autohändler in Deutschland hochgerechnet, bedeutet das ein Gesamtstorno von rund 430.000 Fahrzeugen in den vergangenen drei Monaten, berichtet der ZDK.

Das seien außergewöhnlich hohe Zahlen, sagte Peckruhn. Normalerweise gebe es das nur vereinzelt, vielleicht zwei- bis fünf-Mal pro Autohaus und Jahr. In einem ihm bekannten Fall seien einem Händler jetzt aber 100 Fahrzeuge aus einem Großkundengeschäft gestrichen worden. "Da kann man sich vorstellen, was der Kunde dem Händler sagt." Hinzu komme das entgangene Geschäft für das Autohaus, für das die Händler meist keinen Ersatz bekämen. Nur 125 Händler hätten für die stornierten Bestellungen eine Ersatzleistung oder einen finanziellen Ausgleich bekommen. Offenbar handhaben aber nicht alle Hersteller den Umgang mit den Händlern gleich. Peckruhn hebt die Marke, die er als Händler vertritt, positiv hervor. Bei Skoda gebe es dann als Ersatz ein besser ausgestattetes Auto, ohne das der Kunde den zusätzlichen Umfang zahlen müsste, sagt Peckruhn dem kfz-betrieb.

Grundsätzlich dürfte sich die Situation in diesem Jahr eher nicht entspannen. Mit einem kurzfristigen Ende der Chip-Krise ist nicht zu rechnen. Erschwerend hinzu kommt die Ungewissheit, wie es mit den deutschen Förderbedingungen für Elektroautos und Plug-in-Hybride unter der rot-grün-gelben Bundesregierung im kommenden Jahr weitergeht. Dieses Problem ist nicht etwa ein künftiges, sondern hochaktuell. Denn wer jetzt einen Plug-in-Hybrid bestellt, kann einen Förderantrag unter Umständen erst im kommenden Jahr stellen – und geht eventuell leer aus, sofern der Hersteller ihm dann ein Auto ausliefert, was den dann gültigen Förderbedingungen nicht mehr entspricht.

Die Händler könnten nichts für die Stornierungen, würden aber wieder einmal zum Prellbock gegenüber den Kunden, monierte der ZDK-Vize. Dabei litten sie bereits unter den langen Lieferzeiten. "Wenn ich als Hersteller einen Auftrag annehme, dann muss ich auch dafür sorgen, dass das Fahrzeug gebaut und geliefert wird", betonte er, "Halbleiterkrise hin oder her". Die aktuelle Situation sei für den Handel "untragbar". Die Halbleiterkrise bremst bereits seit längerem weltweit die Autoproduktion aus. Vergangenes Jahr wurden in Deutschland 2,6 Millionen Autos neu zugelassen – rund eine Million weniger als im Vorkrisenjahr 2019.

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(mfz)