Autonome Autos: US-Verkehrssicherheitsbehörde NHTSA kippt Lenkradpflicht

In einem Entwurf zu Crashnormen geht die NHTSA nicht mehr davon aus, dass Roboterautos noch Lenkrad und Pedale benötigen und spricht von einer Kostenersparnis.

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Prototypen ohne Lenkrad gab es immer mal wieder, wie etwa dieses Google-Car von 2014. Nun scheint man in den USA einen rechtlichen Rahmen für die Crashnormen zu zimmern.

(Bild: h/A Archiv)

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Die US-Verkehrssicherheitsbehörde NHTSA geht in einem finalen Entwurf zu Crashnormen nicht mehr notwendigerweise davon aus, dass autonom fahrende Autos mit Lenkrad und Pedalen ausgestattet sein müssen. "In Fahrzeugen, die ausschließlich für den autonomen Betrieb ausgelegt sind, sind manuell betriebene Fahrsteuerungen logischerweise nicht erforderlich" schreibt die Behörde.

Die existierenden Normen, niedergeschrieben in den "Federal Motor Vehicle Safety Standards (FMVSSs)" für herkömmlich konstruierte Autos, beziehen Fahrersitz und Lenkrad ein. Für Fahrzeugkonstruktionen, denen beispielsweise ein Lenkrad oder andere Bedienelemente fehlen, seien sie nicht aussagekräftig. Die neuen Normen, die erstmals am 30. März 2020 vorgeschlagen wurden und seither mehrere Revisionen durchliefen, betonen, dass automatisierte Fahrzeuge das gleiche Maß an Insassenschutz bieten müssen wie von Menschen gesteuerte Fahrzeuge.

Ausdrücklich heißt es, sie entbinden die Hersteller von der Pflicht, autonome Fahrzeuge "mit redundanten manuellen Bedieneinheiten" auszurüsten, um der FMVSS zu entsprechen. Erwägungen der Wirtschaftlichkeit spielen dabei eine Rolle: Die Behörde schätzt die Ersparnis für pro Fahrzeug auf 995 US-Dollar. Autonom fahrende Autos mit traditionellen Bedieneinheiten bleiben von der Aktualisierung unberührt, hieß es. Zugestanden wurde, dass man die Entwicklung der kommenden Jahre noch nicht einschätzen könne.

Die Normen orientieren sich streng an Richtlinien zur Vermeidung von Personenschäden im Fall eines Unfalls. Erwägungen zur Unfallvermeidung, wie sie beim autonomen Fahren eine Rolle spielen, etwa eine Rückübergabe an einen Fahrer, sind dabei offenbar ausgeklammert. So wird etwa für automatisierte Autos mit Lenkrad und Pedalen gefordert, dass Kinder während der autonomen Fahrt den Fahrerplatz nicht besetzen dürfen. Grund ist die Gestaltung der Bedieneinheiten nach ergonomischen Geschichtspunkten für Erwachsene. Betont wurde auch, dass sich die Normen weiterhin noch auf Fahrzeuge mit herkömmlich in Fahrtrichtung orientierten vorderen Sitzen beziehen.

Erst vergangenen Monat hatte das Unternehmen Cruise, das unter dem Dach von General Motors robotisierte Autos entwickelt, bei der NHTSA die Erlaubnis zum Einsatz eines selbstfahrenden Fahrzeugs ohne Bedieneinheiten wie Lenkräder oder Bremspedale beantragt.

(fpi)