BMW X3 und X4: leichte Nacharbeiten, unveränderter Hybridantrieb

BMW überarbeitet das SUV X3 und seinen Coupé-Ableger X4 ein wenig. Nachgeschliffen wird vor allem im Detail – nicht immer im Sinne des Kunden.​

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Gestrafft hat BMW bei der Antriebspalette von X3 und X4 (Bild), nicht so sehr bei ihrer Optik.

(Bild: BMW)

Lesezeit: 6 Min.
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Die Natur – je nach Auslegung auch der Schöpfer eben dieser – hat die Menschen mit höchst unterschiedlichen Geschmäckern versehen. Ein kluger Schachzug, stellt es doch eine Diversität sicher, ohne die das Leben möglicherweise reibungsärmer, ganz sicher aber fader wäre. An diesen Umstand seien all jene erinnert, und der Autor zählt sich zuverlässig dazu, die sich beim Anblick eines X4 vor allem daran erfreuen, dass er hierzulande recht selten ist. Die sanfte Überarbeitung hat an der wulstigen Form nichts Wesentliches verändert, warum auch, die kleine Zielgruppe mag es ja so.

Ohnehin greift BMW nur sehr zurückhaltend ein. Die Scheinwerfer 10 mm schmaler geworden, die Stoßfänger bekamen noch ein paar zusätzliche Kanten reingedrückt. Zusammen mit der überarbeiteten Heckpartie verstärke dies die "robuste Offroad-Optik", schreibt BMW. Ob dem so ist, liegt sicher ein Stück weit im Auge des Betrachters, zumal der Zielgruppe selbstverständlich vollumfänglich bewusst ist, dass X3 und X4 nur optisch offroad-tauglich sind.

Kein Vorwurf ans Konzept, BMW bedient hier Interessenten, denen egal ist, dass allerspätestens mit den M-Versionen auch die letzten Fragen nach der Sinnhaftigkeit von Vornherein hinfort geweht wurden. Wer sich für eines dieser Modelle entscheidet, hat solch lästige Bedenken souverän hinter sich gelassen. In dieser Hinsicht hat der kosmetische Eingriff nichts verändert, was nicht verwundert, sind beide Autos doch global erfolgreich.

Das Armaturenbrett wurde aus dem aktuellen Dreier übernommen, was vor allem im Bereich der Mittelkonsole deutlich wird. Dort gab es bislang zur Steuerung der Klimaautomatik ein paar Tasten und zwei Drehregler für die Temperatur. Letztere sind verschwunden, nun drängt sich alles unter und zwischen die Lüftungsdüsen. Beibehalten hat BMW hier noch die frei belegbaren Favoritentasten, die unverändert eine sehr elegante Abkürzung zu wichtigen, oft genutzten Funktionen bieten. Das Display oben wächst auf bis zu 12,3 Zoll, serienmäßig misst es 10,25 Zoll.

BMW X3 Exterieur (5 Bilder)

Auf den ersten Blick wirkt der gedrungene X3 unverändert, die überarbeitete Heckpartie verstärke aber die "robuste Offroad-Optik", meint BMW.

In iX und i4 führen die nächste Generation des Infotainmentsystems ein, intern OS8 genannt. X3 und X4 bekommen dieses Upgrade nicht, denn das würde den Rahmen einer Modellpflege sprengen. Hinter OS8 steckt nicht nur eine Erweiterung von Funktionen, sondern auch eine gewaltige Hardware-Aufrüstung – mehr dazu in Kürze auf diesem Kanal. Das heißt allerdings nicht, dass BMW die Arbeiten am bisherigen OS7 einstellt. In den überarbeiteten SUV-Modellen wird die Berechnung von Routen in die Cloud ausgelagert. BMW verspricht mit der Einführung von BMW Maps mehr Tempo, eine hohe Genauigkeit und eine vereinfachte Zieleingabe. Android Auto und Apple CarPlay lassen sich ohne Verkabelung nutzen.

BMW X4 Exterieur (4 Bilder)

Der Autor zählt sich zuverlässig zu jenen, die sich beim Anblick eines X4 vor allem daran erfreuen, dass er hierzulande recht selten ist

Die Revolution bleibt auch bei den Motoren aus. Der Kunde hat weiterhin eine riesige Bandbreite an Möglichkeiten, den gewünschten Antrieb auszuwählen. Ganz genau genommen müsste man den iX3 auch hinzuzählen, wenngleich BMW ihn als eigene Baureihe verstanden wissen will. Im Detail fächert sich das Angebot wie folgt auf:

Schaltgetriebe und Hinterradantrieb sind Geschichte, alle Modelle haben eine Achtgang-Automatik und Allradantrieb. Die größte Veränderung gab es bei den Benzinern, die nun, wie die Dieselmotoren, Mild-Hybride sind. Der Basisbenziner wird damit nochmals 65 kg schwerer, sein Leergewicht liegt damit bei 1875 kg. Die Unterschiede zum Modell ohne die 8-kW-Mild-Hybrid-Unterstützung bleiben in jeder Hinsicht minimal: Im WLTP sinkt der Verbrauch um 0,1 bis 0,2 Liter, BMW nennt für den X3 xDrive20i nun zwischen 7,6 und 8,4 Liter je 100 km. Im Standardsprint sind es ab sofort 8,4 statt 8,3 Sekunden.

BMW X3 Interieur (5 Bilder)

Das Armaturenbrett wurde aus dem aktuellen Dreier übernommen. Beibehalten hat BMW die frei belegbaren Favoritentasten, die eine sehr elegante Abkürzung zu wichtigen, oft genutzten Funktionen bieten. Das Display oben wächst auf bis zu 12,3 Zoll, serienmäßig misst es 10,25 Zoll.

Unverändert blieb der Plug-in-Hybrid, und das dürfte einige Interessenten enttäuschen. Dass BMW ihn weiterhin im Nischenmodell X4 nicht anbietet, scheint verschmerzbar. Die Stückzahlen sind zu gering, um den Aufwand zu rechtfertigen. Doch dass es weiterhin nicht einmal gegen Aufpreis mehr als 3,7 kW Ladeleistung gibt, ist kaum nachzuvollziehen. Hier wäre die Überarbeitung eine gute Gelegenheit gewesen, mehr Tempo anzubieten. Es wäre den Kunden vermutlich wichtiger gewesen als die blauen Ringe, die BMW nun um die Logos des PHEV schnallt. Nebenbei sinkt die Reichweite im WLTP um einen Kilometer – warum, ist nicht ersichtlich.

BMW X4 Interieur (4 Bilder)

Da der X4 eine Variante des X3 ist, bekommt auch er nur mehr den Achtstufen-Wandlerautomaten als einzige Getriebeoption.

Veränderungen gibt es auch bei der Ausstattung. Künftig sind die hervorragenden Sportsitze Standard, was eine sehr gute Entscheidung ist. Sie sind weitreichend verstellbar und bieten reichlich Halt, deshalb haben wir sie in diversen Tests immer wieder empfohlen. Gleiches galt für die maximale Ausbaustufe der Scheinwerfer, doch hier lohnt jetzt ein genauerer Blick. Im X4 ist künftig Matrix-Licht serienmäßig, im X3 muss das gesondert bezahlt werden. Neu in der Aufpreisliste ist für beide das Laser-Licht. Es ist gegenüber dem gewöhnlichen Matrix-Licht nur ein kleiner Fortschritt im Nutzen, vermutlich aber ein großer beim Bezahlen.

Ziemlich sicher kann man aber davon ausgehen, dass BMW den Fortschritt bei Ausstattung und Technik einpreisen wird. Ein X3 kostete bislang mindestens 47.800 Euro, der am wenigsten teure Diesel nochmals 3000 Euro mehr. Für den Plug-in-Hybrid waren 57.900 Euro anzulegen, von denen noch die Subventionen abgezogen werden können. Wie immer verstehen sich diese Preise als Ausgangspunkt. Denn auch wenn die Serienausstattung längst nicht mehr so karg ist wie einst, können sich die Kalkulatoren in München sicher sein, dass wohl fast alle Kunden mindestens einen mittleren vierstelligen Betrag zusätzlich in Sonderausstattungen stecken. Da sich diese meist in Leasingraten verbergen, fällt dieser Umstand weniger ins Gewicht als bei Barzahlungen.

(mfz)