Blechaktien: Diese Oldtimer steigen stark im Wert
Mit der Wertsteigerung versuchen sich viele einen unvernünftigen Oldtimer-Kauf "schönzurechnen." Modelle mit tatsächlichem Spekulationspotenzial
- Haiko Prengel
- Christian Lorenz
Schon mal vom „Tal der Tränen“ auf dem Gebrauchtwagenmarkt gehört? So nennt man die lange Durststrecke des Preisverfalls, die jedes Auto durchmachen muss, bis vom einst stolzen Neuwagenpreis nur noch ein Bruchteil übrig geblieben ist. Bei populären Modellen geht die Preiskurve dann nach 25, 30 Jahren wieder nach oben. Man spricht vom Klassiker.
Allerdings mausert sich nicht jedes alte Auto zum begehrten Oldtimer. Bei GroĂźvaters altem Ford Sierra Diesel sind die Zuwachsraten begrenzt. Auch Massenautos wie VWÂ Golf oder Opel Kadett werden nicht automatisch zu begehrten Klassikern, nur weil sie 30Â Jahre alt sind.
Stattdessen sind es flott motorisierte Youngtimer aus den späten 1980er- und frühen 1990er-Jahren, die zuletzt besonders stark an Wert zulegten. Mit einem 16V-Schriftzug am Heck oder gar einem Turbolader am Krümmer wachsen die Begehrlichkeiten stark – und damit auch der Preis. Bei manchen Modellen hat sich der Marktwert in den vergangenen fünf Jahren verdoppelt. Welche das sind, haben wir den Marktbeobachter Classic Analytics gefragt. Diese zehn Klassiker legten zuletzt besonders stark an Wert zu (alle Marktwerte für Autos im Zustand 2, Quelle: Classic Analytics).
Opel Calibra 16V Turbo 4x4 (1992 bis 1996)
War er der bessere Manta? Der Calibra wird vor 30 Jahren für Opel zum Verkaufsschlager. Anders als sein Vorgänger mit dem Proleten-Image sieht das neue Sportcoupé aus Rüsselsheim nicht nur schnittig aus – es fährt sich auch so. Schon ein Calibra 2.0i 16V mit 150 PS (später 136 PS) rennt über 220 km/h. Der Zweiliter-Vierzylinder mit der internen Bezeichnung C20XE kommt auch in Kadett GSi 16V, Vectra und Omega zum Einsatz und gilt als eines der besten Vierventiler seiner Zeit. 1992 wird der 2.0i 16V zusätzlich mit einem Turbolader bestückt – das Ergebnis ist das neue Spitzenmodell: der Calibra Turbo 4x4.
Mit Allradantrieb, Sechsgangschaltgetriebe und 204 PS lehrt das Sportcoupé der Konkurrenz das Fürchten. Die Top-Speed liegt bei 245 km/h, für einen Opel ist das damals wahnwitzig. Heute sind gepflegte Turbo-Kandidaten gesucht – erst Recht, wenn es sich um eine der begehrten Sondereditionen handelt. Von denen es beim Calibra einige gibt. Sie heißen „Keke Rosberg“ oder „DTM Edition“, denn der Calibra ist in den 90ern auch bei der Deutschen Tourenwagen-Meisterschaft (DTM) erfolgreich.
Marktwert 2015: 7800Â Euro. Marktwert heute: 15.000Â Euro
VW Passat II Variant 2.2 GT Synchro (1985 bis 1988)
Kombis waren früher Handwerkerautos. Das ändert sich in den späten 1970er-Jahren, als sogar Mercedes beim W123 sein erstes T-Modell (für Tourismus und Transport) herausbringt – die Ladefläche mit feinem Teppich ausgeschlagen. Nicht ganz so gut betuchte Familien fahren Opel Rekord/Omega Caravan oder VW Passat Variant. Bei letzterem bietet Volkswagen ab 1985 auch so etwas wie eine frühe Lifestyle-Variante an.
Mit dem 2.2 GT Synchro kommt man dank Allradantrieb auch unwegsame Stellen auf dem Campingplatz, die Technik stammt vom Audi Quattro. Dazu kommt ein für damalige Verhältnisse ziemlich starker 2,2-Liter-Fünfzylinder mit 136 PS. Keine Frage, mit so einem raren Passat Synchro Kombi kann man heute einem Mercedes W124 T-Modell die Schau stehlen. Das heißt schon was, denn die 80er-Lifestyle-Kombis sind begehrt wie nie.
Marktwert 2015: 4800Â Euro. Marktwert heute: 10.000Â Euro.
BMW 540i (E34) Touring (1992 bis 1996)
Die Reihensechszylinder, die BMW Anfang der 1990er-Jahre baute, sind in ihrer Laufkultur vielleicht unerreicht. Nochmals etwas mehr Wohlklang bieten ab 1992 die beiden Achtzylinder-Modelle 530i und 540i. Erstmals können Kunden einen Mittelklasse-BMW mit V8 ordern, und davon wird auch gerne Gebrauch gemacht, obwohl die Aufpreise ausgesprochen selbstbewusst kalkuliert sind.
Der 4,4-Liter-V8 im 540i ist mit seinen 286 PS die bessere Wahl. Der 530i mit 218 PS zwar auch nicht lahm. Von den Fahrwerten unterscheidet er sich aber kaum von einem 525i-Sechszylinder, der zwar "nur" auf 192 PS kommt, aber leichter ist. Auch der 5er-Touring hatte in der Baureihe E34 Premiere, als erster Kombi in der 5er-Familie. Auf dem Youngtimer-Markt überwiegen heute die Limousinen, für einen Touring muss man unabhängig von der Motorisierung Aufschlag zahlen. Der 540i als Top-Modell ist besonders gesucht, insbesondere seltene Exemplare mit Schaltgetriebe.
Marktwert 2015: 8500 Euro. Marktwert heute: 17.000 Euro
Volvo 850 T5-R (1994 bis 1996)
Kombi können auch andere, besonders Volvo. Mit dem Modell 850 tun sich deutsche Kunden anfangs schwer. Ungewöhnlich für einen großen Volvo ist 1991 der Frontantrieb. Zudem ist der Mittelklässler zunächst nur als Limousine erhältlich. 1993 wird dann der Kombi nachgereicht und das Modell verkauft sich doch noch gut: über 700.000 Exemplare vom 850er werden gebaut, die Hälfte davon sind Kombis.
Youngtimer-Fans schätzen heute die Ecken und Kanten des Volvo 850, rund sind bei ihm eigentlich nur die Reifen. Dazu kommt eine breite Motorenpalette mit ziemlich scharfen Typen. Schon die Turbos sind keine Schwachmaten, richtig auf Krawall machen 850 R und T5-R mit bis zu 250 Pferdestärken. So wird der solide Volvo zum Familien-Porsche. Nur Mut zur Farbe braucht man: Den 850 T5-R gab es nur in Grün, Schwarz und dem knalligen „Merkur-Gelb“.
Marktwert 2015: 5900 Euro. Marktwert heute: 15.000 Euro
Renault Fuego Turbo (1983 bis 1986)
VW Scirocco, Opel Manta, Ford Capri: Die 1970er- und 1980er-Jahre waren die Zeit der bezahlbaren Volks-Coupés auf Basis von Großserientechnik. Renault wollte da nicht fehlen und brachte 1980 den heißen Fuego (spanisch für Feuer) auf den Markt. Mit der großen gläsernen Heckklappe erinnert er ein wenig an den Porsche 924, seinerzeit auch „Hausfrauen-Porsche“ geschmäht. In den Fuego kann man ebenfalls gut Einkäufe verstauen, zumal sich die Rückbank umklappen lässt.
Wie bei Capri, Manta und Co. ist die Einstiegsmotorisierung auch beim Fuego mit 64 PS mager. Die Topversionen TX und GTX leisten anfangs 110 PS. 1983 reichen die Franzosen dann den Fuego Turbo nach, der zwangsbeatmete 1,6-Liter-Vierzylinder kommt auf 132 PS. Es ist nicht das einzige Turbo-Modell, mit dem Renault vor 40 Jahren Furore macht. Während etwa der Renault 5 Turbo in der legendären Rallyeserie Gruppe B mitmischt, ist der Fuego Turbo aber eher auf Komfort und flotte Autobahn-Passagen ausgelegt.
Marktwert 2015: 6200Â Euro. Marktwert heute: 12.000Â Euro
Toyota Celica Supra 2.8i (1982 bis 1985)
Die vom Ford Mustang ausgelöste Pony-Car-Welle schwappt Ende der 1960er-Jahre auch nach Europa und Fernost. Japans Antwort heißt damals Toyota Celica. Die Ähnlichkeit des Ur-Celica (1970 bis 1975) zum Mustang ist bei der lang gezogenen Motorhaube und dem stämmigen Heck kaum zu übersehen. Wie auch bei den deutschen Möchtegern-Muscle-Cars Capri oder Manta zeigt sich der Celica bei der Motorleistung jedoch zugeknöpft: Nix V8-Motor, es gibt nur Vierzylinder von 75 bis 123 PS.
Ă„ndern sollte sich dies ab 1978 mit der Spitzenversion Supra. Deren Sechszylinder leisteten bis zu 170Â PS beim 2.8i, da konnte kein Scirocco oder Manta mithalten. Die Karosserielinien eines Toyota Celica aus den Siebzigern sind eine Augenweide, insbesondere beim schicken Liftback. Aber auch die kantige Modellreihe aus den frĂĽhen Achtzigern mit ihren Klappscheinwerfern ist heute ein Hingucker.
Marktwert 2015: 8500 Euro. Marktwert heute: 14.200 Euro.