CO2-Entfernung im Vergleich: Welche Verfahren die höchsten Kapazitäten bieten

Es gibt durchaus Verfahren zur Kohlendioxid-Deponierung, die bewährt, preiswert und in großen Mengen verfügbar sind. Leider nie alles zugleich.

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Kraftwerk Bremen-Hastedt

(Bild: heise online / anw)

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Der Versuch, die Erderwärmung durch Treibhausgas-Einsparungen auf 1,5 Grad zu begrenzen, darf wohl als gescheitert gelten. Der Weltklimarat IPCC sieht kaum noch Alternativen dazu, Treibhausgase aus der Atmosphäre zu ziehen – und zwar zusätzlich zu "tiefgreifenden, raschen und nachhaltigen Emissionsreduzierungen", wie es im aktuellen Bericht von 2023 heißt. Auch die meisten Szenarien für ein klimaneutrales Deutschland halten negative Emissionen für unverzichtbar. Die Bundesregierung arbeitet deshalb derzeit an einer "Carbon-Management-Strategie", welche die unterirdische CO2-Deponierung, die hierzulande seit 2012 verboten ist, voraussichtlich wieder erlauben wird. Das berichtet das Magazin MIT Technology Review in seiner aktuellen Ausgabe 8/2023 (jetzt am Kiosk oder hier im heise shop zu bestellen).

Doch wo genau lässt sich das abgeschiedene CO2 speichern? Das Wuppertal Institut hat die verschiedenen geologischen Speichermöglichkeiten miteinander verglichen. Das Ergebnis: Das ideale Endlager gibt es nicht. Die bei weitem höchste Kapazität bieten "tiefe saline Aquifere", also Salzwasser führende Gesteinsschichten. Nur leider zählen sie auch zu den teuersten Optionen. Extrem preiswert hingegen sind ausgeförderte Ölfelder. Doch die haben wiederum relativ wenig Kapazität. Den besten Kompromiss aus Kosten, Kapazität und Risiken bieten wohl ausgeförderte Gasfelder wie in Norwegen.

Dieser Text stammt aus MIT Technology Review 8/2023

Das Ziel, die Erderwärmung auf 1,5 Grad zu begrenzen, ist kaum noch zu erreichen. Neben dem Ausbau regenerativer Energiequellen rückt zunehmend die Entnahme von Kohlenstoffdioxid aus der Atmosphäre in den öffentlichen Fokus. Die neue Ausgabe von MIT Technology Review geht diesem Ansatz und seinen verschiedenen Methoden nach. Highlights aus dem Heft:

All diese Pläne haben allerdings zwei Schönheitsfehler: Sie reichen nicht aus, und sie kommen zu spät. "Wir sehen eine Lücke zwischen den angekündigten Projekten und dem, was nötig ist, die Ziele des Pariser Klimaabkommens zu erreichen", heißt es in der internationalen Studie "The State of Carbon Dioxide Removal". "Etwa 120 Regierungen haben ein Netto-Null-Ziel, was CO2-Rückholung impliziert. Aber nur wenige haben ausführbare Pläne." Praktisch die gesamte gegenwärtige Kohlendioxid-Beseitigung (99,9 Prozent oder zwei Gigatonnen pro Jahr) beruhe auf "konventionellem Landmanagement, vor allem durch Aufforstung und Wiederaufforstung". Nur 0,1 Prozent beruhe hingegen auf neuen Methoden wie Speicherung in Gestein.

Wälder lassen sich allerdings nicht unbegrenzt ausweiten. "The State of Carbon Dioxide Removal" enthält eine Übersicht über technische, geologische und biologische Wege, CO2 aus dem Verkehr zu ziehen. Dabei zeigt sich: Gerade die Verfahren mit dem höchsten Speicherpotenzial haben die niedrigste technologische Reife – und umgekehrt. Die biologischen Maßnahmen etwa (Aufforstung, Bodenbewirtschaftung, Wiedervernässung von Feuchtgebieten, etc.) sind bewährt und vergleichsweise günstig, kommen alle aber nur auf eine Speicher-Kapazität von deutlich weniger als einer Gigatonne CO2 im Jahr. Die Ozean-Alkalisierung hingegen könnte unter optimistischen Annahmen bis zu 100 Gigatonnen aufnehmen, ist aber noch vollkommen unausgereift. Die Abscheidung von CO2 aus der Luft und seine unterirdische Speicherung liegt irgendwo dazwischen, zählt aber auch zu den teuersten Verfahren.

(Bild: Quelle: The State of Carbon Dioxide Removal)

(grh)