China: "Ethische Diskussionen, von denen man hier kaum etwas mitbekommt"
Die Sozialwissenschaftlerin Anna Lisa Ahlers über den rasanten Aufstieg Chinas in der Wissenschaft und seine Bedeutung für die Forschung in Europa.
Im Rekordtempo erklimmt das Reich der Mitte gerade Spitzenplätze in internationalen Wissenschaftsranglisten. Im aktuellen Nature Index etwa belegt das Land Platz eins, hat also weltweit zu den meisten Publikationen in wissenschaftlichen Fachjournalen beigetragen. Die Politologin und Sinologin Anna Lisa Ahlers hat diese Entwicklung so fasziniert, dass sie vor drei Jahren am Max-Planck-Institut für Wissenschaftsgeschichte (MPIWG) in Berlin eine Forschungsgruppe zum Thema gründete.
Für viele Menschen kommen die aktuellen Top-Positionen Chinas gefühlt über Nacht. Stimmt der Eindruck?
Nein, denn China war auch im letzten Jahrhundert nicht von der Welt abgekoppelt. Es gab schon damals Chinesinnen und Chinesen, die in Europa, Nordamerika oder in Japan ihre Studienabschlüsse gemacht haben und dann zurückgekehrt sind und in China etwas aufgebaut haben. Aber der Fokus lag auf der nationalen Entwicklung. Man wollte fähige Wissenschaftler für den eigenen wirtschaftlichen Aufstieg formen und ausbilden. Dass China Wissenschaftsmacht werden sollte, stand damals aber noch nicht auf der Agenda. Erst um die Jahrtausendwende begann der massive Zuwachs von chinesischen Beiträgen in der Wissenschaft und wurde auch politisch gefördert. Das offizielle Ziel Chinas ist, bis 2050 zur weltweit führenden Wissenschaftsmacht zu werden.
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