Was wiederbelebte Mammuts für den Arten- und Klimaschutz bringen

Seite 3: Künstliche Gebärmutter

Inhaltsverzeichnis

Könnte die künstliche Gebärmutter, die bei frühgeborenen Lämmern getestet wurde, ein Ansatzpunkt sein?

Ja, wir stehen in Kontakt mit der Gruppe von Alan Flake vom Children’s Hospital of Philadelphia. Das Lamm-Experiment ist sehr aufregend. Wir können durch das epigenetische Reprogrammieren von Stammzellen fast jede Zelle herstellen, in diesem Fall Gefäße und Gebärmutterschleimhaut. Es gibt also einige Fortschritte, vor allem beim Menschen.

Aber wir müssen noch herausfinden, wie man die Nabelschnur befestigen kann. Denn der Erfolg des Experiments hing von einer Nabelschnur ab – die ist bei einer künstlichen Befruchtung allerdings nicht automatisch vorhanden. Bei Elefanten nistet sich das Embryo 42 Tage nach dem Eisprung in der Gebärmutter ein. Die fetalen Nabelschnur-Blutgefäße bilden sich einige Tage später.

Wäre später nicht auch Populationskontrolle nötig? Erfahrungen mit europäischen Wisenten haben gezeigt, dass sie bei unkontrollierter Vermehrung etwa Hirschpopulationen nicht genug Nahrung übrig lassen.

Unser Team kooperiert mit dem Pleistozän-Park in Sibirien, wo Sergey und Nikita Zimov die Beziehungen von ungefähr zehn wieder ausgewilderten Arten untersuchen. Wir können von dieser Dynamik lernen, da es der Umgebung, in der wir arbeiten wollen, sehr nahekommt. Außerdem ist es wichtig, nach Möglichkeiten zu suchen, ihre Wanderungen zu lenken. Vielleicht können wir ihre Bewegung durch das gezielte Pflanzen von Stauden beeinflussen. Aber wir werden ihre Wanderungen weit weg von allen Bevölkerungszentren beginnen, für den Anfang mindestens 100 Kilometer.

Kann Ihr Plan schnell genug funktionieren, um den Klimawandel rechtzeitig einzudämmen?

Unsere Hoffnung ist, dass es rechtzeitig klappt. Der Colossal-Geschäftsführer Ben Lamm hat das Ziel von sechs Jahren bis zum ersten künstlichen Kalb ausgegeben. So lange hat es ungefähr gedauert, bis wir das zweite und dritte gentechnisch veränderte Schwein hatten. Bei Mammuts dauert die Trächtigkeit zwar länger, aber wir haben auch mehr Erfahrung.

Und wir glauben, dass wir durch die künstlichen Gebärmütter von den ersten paar Elefantenkälbern auf Tausende parallel hochskalieren können. Die Skalierung hängt damit nicht von dem langsamen Zuchtprozess ab. Normalerweise dauert es etwa neun Jahre bis zur Geschlechtsreife, fast zwei Jahre bis zur Schwangerschaft, und sie bekommen nur ein Kalb pro Schwangerschaft. Wenn wir also wollen, dass es schnell geht, müssen viele Embryonen gleichzeitig wachsen – und zwar ohne Leihmütter.

Wie würden Sie den Erfolg des Projekts messen?

Messungen von Kohlendioxid, Methan und Bodentemperaturen: Die Freisetzung von Methan und Kohlendioxid soll verringert werden und die mittlere Sommer- und Wintertemperatur am Boden sinken.

Gibt es andere Initiativen zur Auswilderung, die Interesse an Ihrem Colossal-Projekt haben?

Demnächst kündigen wir einige Kooperationen in Nordamerika an. Es sieht sehr vielversprechend aus.

(vsz)