Digital Markets Act: Wie die EU Weltkonzerne zu europäischen Sonderlocken zwingt

Seite 4: Messenger-Interoperabilität

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Genau beobachten wird die EU-Kommission auch, ob und wie die Torwächter-Messenger WhatsApp und Facebook Messenger ihre Produkte für andere Dienste öffnen wollen: Ab dem 7. März müssen sie diesen ermöglichen, Textnachrichten zwischen Nutzern der Systeme auszutauschen (Interoperabilität). 2026 wird diese Pflicht auch für Gruppenchats gelten, 2028 überdies für Audio- und Videoanrufe.

Eine Schnittstelle müssen die Meta-Dienste WhatsApp und Facebook Messenger aber nur zeitnah anbieten, wenn andere Anbieter sie einfordern. Bislang winken alle Mitbewerber ab. Signal-Chefin Meredith Whittaker befürchtet, dass dies Datenschutz- und Sicherheit der Nutzer gefährde. Martin Blatter, Gründer und CEO von Threema, will "das Sicherheitsrisiko, das von Meta ausgeht, nicht eingehen". Derweil betont die EU-Kommission, der DMA stelle sicher, "dass das vom Torwächter gebotene Niveau der Dienstintegrität, Dienstsicherheit und Verschlüsselung nicht verringert wird".

Laut WhatsApp-Technikchef Dick Brouwer haben die Arbeiten an der Interoperabilität bereits vor zwei Jahren begonnen. Dem Technikmagazin Wired sagte er, Ziel sei es gewesen, den App-übergreifenden Nachrichtenversand zu ermöglichen, ohne auf Ende-zu-Ende-Verschlüsselung zu verzichten. Auf diese Weise wolle man auch weiterhin für die Privatsphäre und Sicherheit der Nachrichten sorgen.

Wie in den letzten Betaversionen von WhatsApp zu sehen ist, sollen Drittanbieter-Chats in einem separaten Posteingang auflaufen. Meta bevorzugt zum Austausch das Signal-Verschlüsselungsprotokoll, will aber auch andere Verschlüsselungsprotokolle erlauben, sofern sie die Sicherheitsstandards erfüllen. Gemeint sein dürfte das MLS-Protokoll (Messaging Layer Security), an dem bereits seit fünf Jahren gearbeitet wird.