E-Auto: Denkfabrik Agora Verkehrswende rät, Schnellladen zu bevorzugen

Eine Studie von Agora Verkehrswende rät, beim Aufbau der Ladeinfrastruktur Schnellladen zu bevorzugen. Die Ladekapazität soll dabei dem Strombedarf vorausgehen.

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Ladesäulen, wo man ohnehin parken muss, sollen dem Hochlauf der Infrastruktur helfen.

(Bild: BDEW)

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Noch lohnt sich ein Elektroauto vor allem für Nutzer, die zu Hause oder am Arbeitsort laden können. Lademöglichkeiten, die sich darüber hinaus nutzen lassen, sollen rasch ausgebaut werden, um die E-Mobilität zu fördern. Eine Studie für den Thinktank Agora Verkehrswende zum kurzfristigen Ausbau öffentlich zugänglicher Ladeinfrastruktur zeigt effiziente Wege zu diesem Ziel. Kerstin Meyer, Projektleiterin Fahrzeuge und Antriebe sagt: "Der Fördervorrang für das schnelle Laden zwischendurch liegt auf der Hand, denn es ist die beste Ergänzung zum Normalladen am Wohnort und am Arbeitsplatz."

Im Koalitionsvertrag wurde als Ziel vereinbart, den Ausbau der Ladesäuleninfrastruktur massiv zu beschleunigen, damit bis 2030 mindestens 15 Millionen batterieelektrische Pkw fahren können. Vor rund einem Jahr hatte die Bundesregierung einen raschen Ausbau des Schnellladenetzes für E-Autos beschlossen. Bis 2023 sollen 1000 Ladepunkte mit mehr als 150 kW entstehen. Zum 1. Dezember 2021 waren bei der Bundesnetzagentur rund 51.000 öffentlich zugängliche Ladepunkte bekannt, rund 15 Prozent davon Schnellladepunkte.

Laut Studie sollen Fördermittel zunächst am besten Schnellladepunkten an viel besuchten Orten wie Supermärkten und Einkaufszentren zugutekommen. Also Orte, an denen Autos für die Dauer von Erledigungen ohnehin abgestellt werden. Damit könnten die Stationen am schnellsten rentabel werden. Normalladen im öffentlichen Raum, also das Laden mit Wechselstrom und einer Leistung von bis zu 22 kW, sollte hingegen nur noch für bestimmte Anwendungen wie elektrisches Carsharing gefördert werden. Staatliche Subventionen seien in der Phase des Markthochlaufs aber weiterhin erforderlich.

In der Studie, welche die Beratungsunternehmen Consentec und Neon Neue Energieökonomik im Auftrag von Agora Verkehrswende ausgearbeitet haben, steht auch, dass der Ausbau der Ladeinfrastruktur deutlich schneller verlaufen muss, wenn man den dynamischen Zuwachs bei Elektrofahrzeugen berücksichtigen möchte. Dabei müsse die Ladeinfrastruktur dem Bedarf immer einen Schritt voraus sein, sagt Christian Hochfeld, Direktor von Agora Verkehrswende.

Für den Aufbau einer Schnellladestruktur müsse zwar mit höheren Anfangsinvestitionen gerechnet werden, doch könnten leicht erreichbare öffentliche Schnellladepunkte auch mehr Strom verteilen und so den Flächenbedarf verringern. Bei höheren Marktanteilen der Elektromobilität könne die Ladeinfrastruktur voraussichtlich kostendeckend betrieben werden.

Um die Kosten für der Aufbauphase zu decken, schlägt die Studie Zertifikate vor, die Anbieter fossiler Kraftstoffe zum Erreichen ihrer Treibhausgasminderungsquote erwerben können. Mittelfristig könnten auch Einnahmen aus einer neu einzurichtenden, fahrleistungsabhängigen Pkw-Maut dazu eingesetzt werden. An Bundesautobahnen, wo voraussichtlich etwa 20 Prozent der Ladestrommenge abgegeben wird, soll die Bundesregierung weiterhin auf Ausschreibungen setzen, sagt Agora Verkehrswende. Den Zuschlag bekommt der Anbieter mit dem günstigsten Preis pro Kilowattstunde Ladestrom.

(fpi)