Einzylinder-Reiseenduro aus China: Voge 650 DSX

Die Voge 650 ist zurzeit die einzige Einzylinder-Reiseenduro in der EU. Sie ist günstig und gut ausgestattet, ihr Motor entstammt ursprünglich der BMW F 650 GS.

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Voge 650 DSX
Lesezeit: 4 Min.
Von
  • Ingo Gach
Inhaltsverzeichnis

China drängt mit Macht auf den europäischen Motorradmarkt, eines der jüngsten Beispiele ist die Voge 650 DSX. Sie ist zurzeit die einzige Einzylinder-Reiseenduro auf dem EU-Markt. Der flüssigkeitsgekühlte 652-cm3-Motor wurde vor 22 Jahren von Rotax entwickelt, trieb unter anderem die BMW F 650 GS an und galt in allen BMW-Modellen als gutmütig und zuverlässig. Ab 2008 ließ BMW den Motor für seine G 650-Modelle bei Loncin in China fertigen. Nach Einstellung der Einzylinder-Baureihe 2015 verkauften die Bayern die Lizenz für den Motor an ihren Produktionspartner im Reich der Mitte.

Voge ist gewissermaßen die Edelmarke von Loncin und soll sich auf den westlichen Märkten etablieren. Dazu musste der Einzylinder auf Euro-5-Norm gebracht werden. Dennoch leistet er auch weiterhin 48 PS und bietet dabei 60 Nm Drehmoment. Ansonsten hat die Voge 650 DSX nichts mehr mit der seligen BMW gemeinsam.

Ihr Design wirkt modern und dynamisch, ohne übertrieben aggressiv aufzutreten. Eine etwas zerklüftete Front mit einem kleinen Entenschnabel prägt das Gesicht, darüber sitzt ein verstellbarer Windschild. Mit Drahtspeichenrädern und Enduroreifen scheint sie sich Abenteuerreisen geradezu zu wünschen.

Voge 650 (8 Bilder)

Voge präsentiert seine neue Reiseenduro 650 DSX. Sie soll auf dem europäischen Motorradmarkt mit einem Kampfreis angreifen.

Voge setzt auf einen Stahlrohrrahmen mit angeschraubtem Heckrahmen – bewährt und Kosten sparend. Eine Zweiarmschwinge führt das Drahtspeichen-Hinterrad mit einem Pirelli-Reifen in der Dimension 150/70-17. Das Feder-Dämpferbein des japanischen Dämpferherstellers KYB ist allerdings nur in der Vorspannung einstellbar. Die 41 mm dicke und nicht einstellbare Upside-down-Gabel, die ein 19-Zoll-Vorderrad führt, stammt ebenfalls von KYB.

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Beide Komponenten bieten 180 mm Federweg, für eine Reiseenduro eher moderat. Auch mit ihrem Radstand von 1485 mm liegt die 650 DSX im mittleren Bereich. Die beiden Bremszangen am Vorderrad des japanischen Spezialisten Nissin wirken auf 298 mm große Bremsscheiben, hinten unterstützt eine Bremszange mit 240-mm-Scheibe. Bemerkenswert sind die gezackten Stahlfußrasten, wie sie die Enduristen schätzen, und herausnehmbare Gummieinlagen, die Vibrationen dämpfen sollen.

Auffallend ist die ausgeprägte Sitzkuhle, die den Fahrer auf 860 mm Höhe platziert. Dahinter thront man deutlich höher auf einem üppigen Polster. Serienmäßig montiert Voge einen Gepäckträger. Ein breiter Aluminiumlenker bringt den Fahrer in eine aufrechte Sitzposition hinter den hohen 18-Liter-Tank. Laut Hersteller verbraucht die 650 DSX im Schnitt 4,2 Liter auf hundert Kilometer, was eine theoretische Reichweite von 428 Kilometer ergäbe.

Voge 650 (8 Bilder)

Auffallend ist die ausgeprägte Sitzkuhle, die den Fahrer auf 860mm Höhe platziert. Dahinter thront man deutlich höher auf einem üppigen Polster.

Im Cockpit versorgt ein TFT-Display den Piloten mit Informationen. Fahrmodi oder elektronische Assistenzsysteme, außer dem abstellbaren Bosch-ABS, sucht der Fahrer allerdings vergeblich. Es gibt immerhin eine Reifenluftdruckanzeige und eine Bluetooth-Verbindung zum Smartphone.

LED-Tagfahr- und -Rücklicht bieten gute Sichtbarkeit. Auch die sonstige Serienausstattung kann sich sehen lassen: LED-Lauflichtblinker, Hauptständer, Sturzbügel, Motorschutzplatte, einstellbare Handhebel, USB-Steckdose im Cockpit und eine 12-Volt-Steckdose unter dem Seitendeckel.

Wohl auch wegen der üppigen Ausstattung liegt das Leergewicht bei 219 kg – allerhand für eine Einzylinder-Reiseenduro. Zum Vergleich: Die letzte BMW mit dem 650er-Einzylindermotor und Drahtspeichenrädern, die G 650 GS Sertao, brachte nur 192 kg auf die Waage.

Fahrdynamisch dürfte die Voge 650 DSX keine Bäume ausreißen, dennoch soll sie 160 km/h Höchstgeschwindigkeit erreichen. Als Extras können Aluminium-Koffer und -Topcase samt Halterungen geordert werden. Die Käufer können zwischen einer roten und einer schwarzen Lackierung wählen.

Ihre eigentliche Trumpfkarte spielt die Voge beim Preis aus: 7199 Euro. Dafür gibt es eine gut ausgestattete Einzylinder-Reiseenduro, die auch rein optisch einiges hermacht. Allerdings tritt sie in der 48-PS-Reiseenduro-Klasse gegen die Benelli TRK 502 mit ihrem wohlgeratenen 500er-Zweizylindermotor an. Auch sie stammt aus China (das Design aber aus Italien) und unterbietet die Voge mit einem Listenpreis von 5999 Euro deutlich.