Elektroautos: VW holt die Batterieproduktion auf längere Sicht ins eigene Haus

Volkswagen will bei der E-Mobilität die starke Abhängigkeit von Zulieferern mindern und strebt eine profitable Großserienproduktion eigener Batteriesysteme an.

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Volkswagens Pilotanlage zur Batterieproduktion in Salzgitter

(Bild: Volkswagen)

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Von
  • dpa

Volkswagen strebt nach einer profitable Großserienproduktion eigener Batteriesysteme. Das soll beim Ausbau der Elektromobilität die starke Abhängigkeit von Zelllieferanten verkleinern. Der Autohersteller geht dabei zahlreiche Kooperationen ein.

Der Konzern bindet weitere Partner zum Auf- und Ausbau seines eigenen Geschäfts mit Batterien für Elektroautos ein. Volkswagen kündigte heute an, unter anderem mit dem belgischen Recycling- und Materialtechnik-Unternehmen Umicore sowie mit dem US-Start-up 24M zusammenzuarbeiten. Zudem sollen in mittlerer Frist Verbindungen des Rohstoffs Lithium auch aus deutschen Vorkommen gefördert und erneuerbare Energieprojekte vorangetrieben werden.

In Europa will Volkswagen in den kommenden Jahren zunächst sechs Fabriken für Batteriezellen bauen. Neben Salzgitter ist Skellefteå in Nordschweden schon gesetzt, ein dritter Standort in Spanien hat gute Chancen. Der Autobauer kooperiert bereits etwa mit Spezialfirmen wie Northvolt aus Schweden oder Gotion aus China. Ziel ist es, die noch recht starke Abhängigkeit von externen Zelllieferanten zu durchbrechen und eine profitable Großserienproduktion eigener Batteriesysteme aufzusetzen.

Der Konzern setzt dabei einerseits auf den Ausbau interner Kompetenzen, in Salzgitter gibt es etwa bereits eine Pilotfertigung für Zellen sowie eine Forschungseinheit. Um weitere Erfahrungen für den geplanten Hochlauf der Zellfertigung im industriellen Maßstab zu gewinnen, kommen aber auch Experten von außen dazu. So wird mit Umicore eine Gemeinschaftsfirma gegründet. Sie soll zum Beispiel Material für die Elektroden in den Batteriezellen beisteuern.

Von jährlich 20 Gigawattstunden (GWh) ab 2025 soll in Salzgitter die verfügbare Gesamt-Energiemenge in mehreren Etappen auf bis zu 160 Gwh steigen – laut Volkswagen genug zur Ausstattung von 2,2 Millionen E-Autos. Es geht um Technologie-Entwicklung und Produktion von Grundmaterialien zusammen mit Umicore. Die Autobranche will künftig außerdem mehr auf den Bezug von Rohstoffen aus Quellen mit ökologischen und sozialen Mindeststandards achten. Später sollen möglicherweise auch Recycling und Weiterverarbeitung eingeschlossen werden.

Das für die aktuell dominierende Batterietechnik nötige Lithium, das den Ladungstransport in den Zellen übernimmt, stammt oft aus Lagerstätten in Übersee und muss energieintensiv aufbereitet werden. Hier will Volkswagen bald die regionale Versorgung ausweiten: Mit der Firma Vulcan Energy wurde eine fünfjährige Lieferung von Lithiumhydroxid aus dem Oberrheingraben ab 2026 vereinbart. Über eine Beteiligung am US-Partner 24M sollen zudem neue, effiziente Produktionsverfahren entwickelt werden. Hier ist auch eine Tochtergesellschaft geplant.

Volkswagen hatte erst kürzlich zwei Top-Personalien für sein Batteriegeschäft bestätigt. So soll der Batterie-Entwicklungschef von Apple, Soonho Ahn, beim Konzern anheuern. Beim Konkurrenten BMW gingen die Niedersachsen ebenso auf Expertenfang. Von dort soll Jörg Hoffmann kommen, zuletzt spezialisiert auf Feststoffzellen-Technik. An mehreren Orten ist Volkswagen auch an Wind- oder Solarprojekten beteiligt, bis 2025 sollen gut 40 Millionen Euro in solche Vorhaben fließen.

(fpi)