In die Röhrchen gucken

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Um dünnere und leichtere Großbild-Fernseher herzustellen, haben sich die Hersteller den Plasma- und Flüssigkristalldisplays zugewandt. Diese haben allerdings, vom hohen Preis einmal abgesehen, ihre ganz eigenen Unzulänglichkeiten. Plasmabildschirme sind beispielsweise anfällig für das so genannte Einbrennen: Unbewegte Bilder, die zu lange angezeigt werden, werden buchstäblich dauerhaft in das Glas eingebrannt. Außerdem verbrauchen sie rund 700 Watt an Strom, genug, dass Kritiker sich um die Folgen für die Umwelt Sorgen machen, wenn solche Displays noch weitere Verbreitung finden. LCD-Bildschirme hingegen haben eine relativ lange Schaltzeit, wenn Pixel die Farbe wechseln sollen. Dadurch verursachen sich schnell bewegende Objekte auf dem Bildschirm Schlieren oder so genannte Geisterbilder, weil die Pixel mit dem Umschalten nicht nachkommen.

Feldemissions-Displays werden viele dieser Probleme lösen, zumindest theoretisch. Sie sind nicht anfällig für den Einbrenn-Effekt und verbrauchen sehr viel weniger Strom. Gleichzeitig haben die Pixel in solchen Displays viel kürzere Schaltzeiten als die eines LCD, sodass es weder zu Schlierenbildung noch Nachbildern kommt. Und man kann sie aus jedem beliebigen Winkel betrachten, wohingegen Flüssigkristallschirme den Nutzer zwingen, ihn möglichst direkt von vorn anzusehen.

Aber um Kohlenstoff-Nanoröhrchen dazu zu bringen, Elektronen in einem tatsächlich für Heimanwender gedachten Gerät auf den Schirm zu feuern, werden noch eine Menge Innovationen auf den unterschiedlichsten Gebieten benötigt. Eine Aufgabe, die im Allgemeinen am besten in sehr großen Unternehmen gelöst werden kann. Tatsächlich erfuhr Saito zu der Zeit, als er sein erstes Feldemissions-Display baute, von der Konkurrenz aus einer ungewöhnlichen Gegend: Südkorea.

Südlich von Seoul weicht der städtische Staub und Schotter der Hauptstadt grünen, flachen Hügeln mit Büroparks, die ebensogut auch in Vorstädten von San Francisco oder Boston angesiedelt sein könnten. In dem Reißbrett-Viertel Kiheung beherbergt ein besonders groß ausgefallener Komplex das Samsung Advanced Institute of Research. In vier großen, parallel gebauten Gebäuden ist Koreas wahrscheinlich bedeutendste private Forschungseinrichtung untergebracht.

Das Institut entspringt hauptsächlich der Vision von Lee Kun Hee, Vorsitzender von Samsung, der es 1987, bald nachdem er das Ruder übernahm, gründete. Samsung ist einer von Südkoreas Chaebols, jenen großen, familienkontrollierten Holding-Firmen, die die südkoreanische Wirtschaft immer noch dominieren. Als Lee den Vorsitz übernahm, war Samsung, ebenso wie die meisten koreanischen Elektronikfirmen, ein Beispiel für das, was manchmal abschätzig als "Sweatshop" bezeichnet wird. Die niedrigen Löhne wurden als Standortvorteil gegenüber Produzenten in wohlhabenderen Gebieten benutzt. Die meisten Produkte wurden als Massenware an andere, bekannte Unternehmen, oftmals in Japan, verkauft, die sie schließlich verpackten und mit ihrem Label versahen. Lee, der dritte Sohn des Samsung-Gründers, fürchtete, dass der wachsende Erfolg der Firma - und Koreas - unausweichlich zu stärkerem Wettbewerb mit Ländern führen würde, deren Lohnniveau noch niedriger liegt, insbesondere mit China.