In die Röhrchen gucken

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Auch will Samsung sich keinen Wettbewerbsvorteil verschaffen, indem die physischen Komponenten des eigentlichen Displays selbst entwickelt werden, etwa die Trennelemente, die Vorder- und Rückseite des Schirms auseinander halten, das Hochvakuum-Gehäuse, die Steuerelektronik und andere Standardkomponenten für Feldemissions-Displays. Stattdes- sen hat Samsung sich einem Konsortium von mehr als einem halben Dutzend europäischer Unternehmen und Universitäten angeschlossen, das speziell zu dem Zweck ins Leben gerufen wurde, um die vorgenannten Probleme anzugehen. Erste Ergebnisse der Gruppe flossen in die Entwicklung des Großbildschirms ein, der nun Pierce Brosnans blaue Bond- Augen zeigt.

Trotz der Auslagerung all dieser Teile der Entwicklung von Feldemissions-Displays bleibt noch mehr als genug Arbeit für Samsung. Schon allein das Glas ist eine Herausforderung. Die Nanoröhrchen müssen ihre Elektronen durch ein Vakuum schießen, andernfalls würden sie von Luftmolekülen abgelenkt oder absorbiert werden. Noch ist es schwierig, eine flächig ausgedehnte Vakuumkammer zu konstruieren, da der normale Umgebungsluftdruck Vorder- und Rückseite zusammenpressen würde. Eine offensichtliche Lösung wäre, eine Art Säule in der Mitte des Schirmes einzubauen. Allerdings wäre die dann auch in der Bildmitte zu sehen, gibt Saito zu bedenken. Aus Saitos Sicht genauso problematisch ist die thermische Ausdehnung und Schrumpfung des Displays. Wenn die Nanoröhrchen Elektronen emittieren, erwärmt sich das Display, und sämtliche Materialien dehnen sich aus. Nach dem Ausschalten des Elektronenstrahls schrumpfen sie wieder. "Das Problem ist, die Expansion auszugleichen", sagt Saito. Sein Team musste Materialien finden, deren thermischer Ausdehnungskoeffizient derselbe ist wie der des Glases, sodass sich das ganze Display konzertiert ausdehnt und zusammenzieht.

Wie genau Samsung all diese Insellösungen zusammensetzt, ist "unser Geheimnis", sagt Kim. Der Grund für Samsungs Entscheidung für Feldemissions- Displays ist laut Kim der glückliche Umstand, dass sie Ungenauigkeit tolerieren. Mit heutiger Technologie ist der Prozess, die Nanoröhrchen auf der Rückseite des Displays aufzubringen, kein exakter Vorgang. Die Röhrchen zeigen in alle möglichen Richtungen, und die meisten sind zu kaputt oder gebogen, um tatsächlich Elektronen zu emittieren. Glücklicherweise sind Nanoröhrchen klein: Rund 10 000 bedienen einen Pixel im Display. Deshalb, sagt Kim, "gehen wir davon aus, dass nur etwa 30 bis 50 Prozent davon funktionieren werden. Aber wir brauchen nur 30 bis 50 Prozent, um einen Pixel zu erleuchten, und täuschen das menschliche Auge."