Infektionen: Wie sich Pandemien in Zukunft vermeiden lassen

Seite 5: Die Frage der Raumluft

Inhaltsverzeichnis

Was beim Trinkwasser selbstverständlich ist, lässt sich jedoch nicht ohne Weiteres auf Raumluft übertragen. Schadstoffe wie Viruspartikel in Innenräumen zu messen, sei laut Morawska für einen flächendeckenden Innenraumeinsatz zu aufwendig. Messinstrumente aus Luftmessstationen zur Überwachung von Feinstaubpartikeln und gasförmigen Verunreinigungen wiederum seien zu groß und zu teuer.

Man könne sich allerdings zum Beispiel mit Ersatzparametern wie dem Kohlendioxidgehalt (CO2) behelfen. Das ausgeatmete CO2 in einem Raum steigt ohne Lüftung kontinuierlich an. Relativ kleine Sensoren für das Gas können anzeigen, wann man lüften sollte, um die Menge ebenfalls ausgeatmeter Erreger zu verringern.

Es herrsche zwar kein direkter Zusammenhang zwischen der Virenbelastung und dem CO2-Gehalt, doch man könne anhand des Gasanteils auf ein relatives Infektionsrisiko schließen, sagt Martin Kriegel, der an der Technischen Universität Berlin das Herrmann-Rietschel-Institut für Energietechnik leitet. Der weltweit verwendete CO2-Grenzwert von 1000 Parts per million (ppm) CO2 geht auf den deutschen Chemiker Max von Pettenkofer zurück, der erkannt hatte, dass steigende Konzentrationen des Gases für abnehmende Konzentrationsfähigkeit sorgen. Dieser Grenzwert passt auch zum Infektionsschutz. "Zwischen 1000 und 2000 ppm gilt die Luftqualität als hygienisch auffällig und alles, was größer als 2000 ppm ist, ist hygienisch inakzeptabel", erklärt Kriegel. Das australische Expertennetzwerk OzSAGE empfiehlt das Lüften bereits ab 800 ppm, ab da steige das relative Infektionsrisiko von niedrig auf mittelhoch. Hoch sei es ab 1500 ppm.

Martin Kriegel montiert eine Partikelquelle an einem Testdummy, bevor er damit die Wirksamkeit der Lüftungsanlage eines Operationssaales untersucht.

(Bild: Hermann-Rietschel-Institut / TU Berlin)

Tatsächlich aber sei adäquates Lüften vor allem in Schulen nicht immer möglich, so Morawska, ob aus technischen Gründen – weil etwa Schulfenster aus Sicherheitsgründen zugeschraubt sind – oder weil es draußen zu kalt oder zu laut ist. Mobile Filteranlagen können zwar Erreger effektiv aus der Luft filtern. Aber sie lassen sich nicht immer so platzieren, dass sämtliche Atemluft aller eng zusammensitzenden Personen durch die Filter geht, um die Viren wegzufangen.

Empfohlener redaktioneller Inhalt

Mit Ihrer Zustimmmung wird hier ein externer Podcast (Podigee GmbH) geladen.

Ich bin damit einverstanden, dass mir externe Inhalte angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen (Podigee GmbH) übermittelt werden. Mehr dazu in unserer Datenschutzerklärung.