Infektionen: Wie sich Pandemien in Zukunft vermeiden lassen
Seite 6: Investition lohnt sich ökonomisch
Die bessere Alternative wären laut Kriegel fest verbaute Lüftungsanlagen. Sie saugen frische Luft von außen an, erwärmen sie und transportieren verbrauchte Luft aus dem Raum ab – und mit ihr auch Erreger. Gesteuert werden sie über den CO2-Gehalt der Raumluft. Sie erscheinen zunächst teuer, aber "Studien zeigen: Die Investition lohnt sich ökonomisch, denn je besser die Luftqualität ist, desto weniger Krankheitstage werden verzeichnet und desto höher ist die Leistungsfähigkeit", sagt Kriegel.
Standards für die Raumluftqualität gefordert
"Auch bei Schulneubauten spart man diese Investitionskosten, das ist das Problem", sagt er. Einmal im Betrieb würden sie Energie und damit Kosten sparen, denn solche Anlagen gewinnen etwa 80 Prozent der aufgewendeten Wärmeenergie wieder. Bisher seien erst etwa zehn Prozent der deutschen Schulen mit solchen Anlagen ausgestattet, doch erfreulicherweise sei die Tendenz mittlerweile stark gestiegen.
Der Erfolg ist in Italien bereits messbar: So zeigte eine Studie an italienischen Schulen, an der Morawska mitgearbeitet hat, dass das relative Ansteckungsrisiko mit SARS-CoV-2 am geringsten war, wenn die Klassenzimmer nicht nur durch Fensteröffnen, sondern zusätzlich mit technischen Lüftungssystemen gelüftet wurden. Die Infektionszahlen sanken um 82 Prozent, wenn die Raumluft sechs Mal in der Stunde komplett ausgetauscht wurde.
"Letztlich brauchen wir für wichtige Innenräume wie öffentliche Gebäude und Schulen Standards für die Raumluftqualität, genau wie wir sie auch für die Verschmutzung von Außenluft und von Wasser haben", sagt die auf Aerosolforschung spezialisierte Ingenieurin Linsey Marr von der Virginia Tech. Als erstes Land weltweit schicken sich die USA nun an, genau das zu tun und einen verbindlichen Raumluftqualitätsstandard zur Pathogen-Eindämmung zu entwickeln.
(jsc)