Job im Robotaxi: Was der (Mit-)Fahrer zu tun hat

Seite 2: Keinen Zugriff aufs Lenkrad

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Wie sieht Ihr Tagesablauf als Sicherheitsfahrer aus?

Die Arbeit beginnt um 10 Uhr morgens und dauert bis 18 Uhr. Im Durchschnitt verbringe ich jeden Tag sieben Stunden im Auto. Da es sich bei uns um einen kommerziellen Fahrdienst handelt, müssen wir dafür sorgen, dass immer ein Auto zur Verfügung steht, wenn die Fahrgäste es bestellen. Wir [Fahrer] wechseln uns also mit dem Mittagessen ab, normalerweise ist es zwischen 11 und 13 Uhr. Wenn an einem Tag viele Fahrten stattgefunden haben und die Batterie des Fahrzeugs aufgeladen werden muss, laden wir das Auto auf, während wir zu Mittag essen.

Wofür sind Sie verantwortlich, wenn Sie im Auto sitzen, da Sie es ja nicht selbst fahren können?

Wenn ich auf dem Fahrersitz sitze, achte ich auf die Straße und kontrolliere das Auto, wenn es ein Problem gibt. Wenn ich auf dem Beifahrersitz sitze, achte ich mehr auf die Umgebung des Autos, zum Beispiel durch den Rückspiegel. Da ich keinen Zugriff auf das Lenkrad habe, kann ich über die Cloud-basierte Plattform mit einem Operator sprechen [wenn ein Mensch eingreifen muss].

Wie haben Sie sich gefühlt, als Sie den Job zum ersten Mal gemacht haben?

Da ich noch nie in einem selbstfahrenden Auto gesessen hatte, hatte ich zu Beginn meiner Tätigkeit etwas Angst, weil ich nicht derjenige war, der es steuern konnte. Wenn das Fahrzeug z. B. in eine Kurve fährt, würde ich die als Fahrer vielleicht anders nehmen. Das Auto folgt stets den gesetzlich vorgeschriebenen Regeln. Wenn ich selbst am Steuer sitze, würde ich dagegen gelegentlich eine Kurve schneiden oder die durchgezogene Linie überfahren, wenn es notwendig ist. Die Art des Fahrens ist also unterschiedlich. Ich hatte zwar etwas Angst, aber es war sicher. Das Auto fährt einfach selbst und hält sich an die Verkehrsregeln.

Fühlt es sich komisch an, nach eineinhalb Jahren als Sicherheitsoperator wieder ein eigenes Auto zu fahren?

Am Anfang konnte ich mich nicht daran gewöhnen. Wenn ich nach einem Arbeitstag wieder in mein eigenes Auto stieg, behandelte ich es, als wäre es ein selbstfahrendes Auto. Manchmal, wenn ich zu meinem Auto kam, ging ich instinktiv zur Beifahrerseite. Oder wenn ich fuhr, erwartete ich plötzlich, dass das Auto von selbst bremst, wenn es notwendig ist. Dann habe ich schnell gemerkt, dass das nicht richtig ist. Aber nach ein paar Mal des Hin und Her habe ich mich daran gewöhnt. Dann ist es wieder normal.

Hat sich Ihre Arbeitsweise verändert, seit Sie Passagiere in Ihrem Auto haben?

Früher gab es nur mich. Ich saß im Auto und habe es den ganzen Tag lang überwacht. Aber jetzt, seit wir den kommerziellen Betrieb mit Fahrgästen aufgenommen haben, treffe ich jeden Tag andere Leute, und die Vielfalt der Fahrgäste macht die Arbeit weniger trocken als früher. Alle sind neugierig auf das selbstfahrende Auto, die Leute wollen sich mit dir unterhalten und stellen Fragen.

Wie viele Fahrgäste haben Sie jeden Tag?

Im Durchschnitt sind es 10 bis 15 Fahrten. Und dann sind es meist ein oder zwei Fahrgäste pro Fahrt. Die Fahrten dauern etwa vier bis fünf Minuten.

Hat schon einmal jemand an der Sicherheit des Autos gezweifelt und wollte, dass Sie von Hand fahren?

Nein, aber es gibt viele, die sich für das Auto interessieren und es sogar selbst fahren wollen. Sie fragen dann, ob sie auf dem Fahrersitz Platz nehmen dürfen, und ich muss nein sagen.

Gibt es viele Leute, die darum bitten, auf dem Fahrersitz Platz nehmen zu dürfen?

Ich würde sagen 30 Prozent der Leute.

Sie halten sich jeden Tag in Shougang Park auf. Haben Sie die Gegend gut kennengelernt und langweilen Sie sich dort jetzt?

Ich würde nicht sagen, dass ich mich langweile, aber ich kenne die Straßen in Shougang Park jetzt sehr gut. Ich weiß, an welchen Kreuzungen es wahrscheinlich einen toten Winkel gibt, in dem normale Autos unsere Fortkommen behindern, wo Fußgänger eher über die Straße laufen. Wahrscheinlich weiß ich mehr darüber als die Leute, die Shougang Park nur besuchen.

Es gibt zum Beispiel eine Kreuzung, an der Vegetation die Straßen trennt. Dieser Bereich ist ein einziger großer toter Winkel. Wenn Autos ankommen, ist die Sicht [durch die Vegetation] versperrt, so dass man manchmal Probleme mit dem Gegenverkehr bekommt. Aber nachdem wir hier eine Weile gearbeitet haben, wissen wir, dass man dort die Situation vorausschauend beobachten muss, um Unfälle zu vermeiden.

Wie fühlen Sie sich bei Ihrer Arbeit? Haben Sie das Gefühl, dass Sie einen Einfluss auf den technischen Fortschritt selbstfahrender Autos haben?

Da wir jeden Tag im Auto sitzen, können wir mehr Probleme erkennen und sie anschließend melden. Wir helfen den technischen Abteilungen dabei, auf dem Laufenden zu bleiben, was täglich mit den Autos passiert und welche Probleme gelöst werden müssen.

Das Ziel des selbstfahrenden Autos ist es ja, den Fahrer und den Sicherheitsoperator eines Tages überflüssig zu machen. Sagen wir, in einem Jahr oder in fünf Jahren wird kein Sicherheitsfahrer mehr benötigt. Was sind dann Ihre Karrierepläne?

Ich möchte in dieser Branche bleiben. Ich setze große Hoffnungen in sie und sie gefällt mir sehr. Ich bin hier eingestiegen, weil ich neugierig war auf. Wir arbeiten hier fortschrittlich und sind leistungsfähig. Es ist ein sehr futuristischer Job.

Wenn ich Zeit habe, mich selbst weiterzuentwickeln, möchte ich mehr im technischen Bereich lernen, z. B. in der IT. Ein anderer Gedanke, den ich hatte, war, dass ich mit dem Wissen und der Erfahrung, die ich durch meine Tätigkeit in diesem Sektor bekommen habe, neue Leute aus anderen Bereichen für selbstfahrende Autos schulen kann. Ich möchte also weiter in der Branche bleiben.

(bsc)