Mash-ups für Professoren

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Die Überschrift für die Preisübersicht in dem Branchenblatt lautet "Serial Wars", "Serienkriege" also. Weit hergeholt erscheint sie nicht: Verleger üben Druck auf Hochschulen aus, da sie der Meinung sind, dass Sammellizenzen für den elektronischen Zugang zu ihren Titeln für ein gesamtes Labor oder einen Campus zu großzügig genutzt oder missbraucht werden.

So berichtet der Chemiker Peter Murray-Rust, Leiter einer Forschungsgruppe an der Universität Cambridge, von einem großen Verlag, der ein Inspektionsteam zu einem Labor entsandte, um dort für angebliche übermäßige Nutzung sei- ner Produkte Geld einzutreiben. "Wir stehen kurz vor einem Krieg mit den Verlegern, wenn sich nichts ändert", sagt Murray-Rust. Die Angegriffenen aber halten sich zumindest mit öffentlichen Äußerungen vornehm zurück: Die Fachverlage Springer und Wiley sowie der Verleger von "Science", die Technology Review um eine Stellungnahme bat, wollten sich zum Thema Open Access nicht äußern.

Ihre Gegner werden dafür umso deutlicher: Als "Dinosaurier mit Gnadenfrist" bezeichnet Barbara Cohen die ungeliebten Verlage. Die ehemalige Redakteurin beim Fachmagazin "Nature Genetics" vergleicht das Verfassen einer wissenschaftlichen Arbeit mit einer Geburt: "Es dauert eine Weile, ist äußerst schmerzhaft, und man freut sich, wenn das Baby endlich auf der Welt ist. Mit einem entscheidenden Unterschied: Bei Fachartikeln gehört das Kind der Hebamme. Die Verlage bestimmen, welche Besuchsrechte die Eltern haben, und man muss dafür auch noch bezahlen."

Viel zu lange schon sei die Branche mit diesem Modell ungeschoren davongekommen, sagt Cohen. In ihrem neuen Job bei der Public Library of Science (PLoS) in San Francisco arbeitet sie nach Kräften daran, das zu ändern. Im Herbst 2000 als akademische Bürgerinitiative für Open Access ins Leben gerufen, hat sich PLoS zu einem der ersten unternehmerischen Vorstöße entwickelt, die das traditionelle Verlagsmodell auf den Kopf stellen. Der Ausgangsgedanke ist einfach: "Im digitalen Zeitalter kostet nur das erste Exemplar Geld, alle weiteren sind kostenneutral", erklärt Cohen, "wenn ich meine Kosten darüber decke, trägt sich das Modell, und ich kann allen Lesern den offenen Zugang erlauben."

Bei den bislang fünf Online-Magazinen der Organisation zahlen deswegen die Autoren oder ihre Förderinstitutionen eine einmalige Gebühr von gegenwärtig 2500 Dollar, wenn sie einen Artikel einreichen. Laut Cohen sind die Veröffentlichungskosten bei den meisten Forschungsstipendien bereits einkalkuliert, in Härtefällen wird die Gebühr erlassen.

Sobald ein Artikel den Peer-Review-Prozess bei der PLoS durchlaufen hat, ist der Volltext online kostenlos zugänglich; auch der Zugriff aufs Archiv ist gebührenfrei. Ein ähnliches Modell verfolgen BioMed Central, das kanadische Journal Open Medicine sowie der indische Verlag Hindawi, der rund 60 naturwissenschaftliche Fachzeitschriften nach der Open-Access-Methode veröffentlicht. Insbesondere an Forscher in Entwicklungsländern gerichtet ist ein Open-Access-Archiv namens Hinari, das mit Hilfe der Weltgesundheitsorganisation WHO gestartet wurde.