Missing Link: Internetstars – Von Influencern, YouTubern und Twitchstreamern

Seite 2: Trovo live

Inhaltsverzeichnis

Trovo ist eine neue Streaming-Plattform, die still und heimlich aufgetaucht ist, rasant an Bekanntheit gewinnt und wächst. Die Ähnlichkeit mit Twitch in Aufbau und Bedienung ist nicht zu übersehen. Hinter der Plattform, die sich aktuell noch in der Beta-Phase befindet, steckt das chinesische Unternehmen Tencent, dass in der Spiele-Branche zahlreich vertreten ist. Das chinesische Internet-Unternehmen steckt hinter zahlreichen Mobil-Gaming-Franchisen, hinter Riot Games, dessen Free2Play Shooter Valorant eine große E-Sport-Zukunft in Aussicht gestellt wird, und die Firma hält Anteile an Epic-Games, Activision Blizzard und Ubisoft. In Deutschland investierte das Unternehmen zuletzt in das Flugtaxi-Startup Lilium.

Mit dem "Trovo Creator Partnership Program" will das Unternehmen die Live-Plattform für Streamer interessant machen. Das "Initial-Partnerprogramm" stellt 30 Millionen US-Dollar (26,6 Millionen Euro) für 500 große und kleine Streamer bis Ende 2021 zur Verfügung. Die Voraussetzungen für die Teilnahme an dem Programm sind überschaubar. Demnach muss ein Bewerber mindestens einmal auf Trovo live gestreamt und 50 Follower zu haben. Die Einnahmen der 500 Teilnehmer des Partnerprogramms sind abhängig von sogenannten "Watchhours" – von Zuschauern gesehen Stunden des Live-Streams. Pro Zuschauer und gesehene Stunde gibt es einen US-Dollar (0,88 Euro) und einen Bonus. Zur Unterstützung können die Zuschauer Ihren Favoriten auf Trovo finanzielle Zuwendungen zukommen lassen.

YouTube verkauft Unternehmen Werbung und lässt die Kanalbetreiber daran mitverdienen. CPM (Cost per Mille) ist eine wichtige Kennzahl, bedeutet übersetzt so viel wie "Tausenderkontaktpreis" und bestimmt den Geldbetrag, der für eine Werbemaßnahme eingesetzt werden muss, um 1.000 Personen einer Zielgruppe zu erreichen. Je nach Kanal und Inhalt der Videos gibt es unterschiedliche CPMs. Neben der ausgespielten Werbung kann man auf YouTube die Kanalmitgliedschaft aktivieren oder über den Superchat spezielle Sticker gegen Geld den Zuschauern anbieten. Spenden sind eine weitere Einnahmequelle und für Fan-Artikel arbeitet YouTube dem Full Service-Anbieter Teespring zusammen, der Merchandise-Artikel für YouTuber herstellt und den Verkauf und Versand übernimmt. YouTube verdient bei allem mit. Im Dezember 2019 hat MontanaBlack einen Einblick in seine Einnahmen auf YouTube gegeben.

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Auf Twitch können Zuschauer ein Abonnement bei den Live-Streamern ihrer Wahl abschließen. Dafür fallen Gebühren von 4,99 Euro, 9,99 Euro oder 24,99 Euro an, eine Besonderheit ist die Unterstützung mit Twitch Prime – ist man im Besitz eines Amazon Prime-Abos, kann man den eigenen Twitch-Account mit seinem Amazon-Account verbinden und einmal im Monat einen Streamer seiner Wahl unterstützen, ohne Zusatzkosten. Twitch Prime ist gleichzusetzen mit dem kleinsten Abo von 4,99 Euro. Die Einnahmen gehen jeweils zur Hälfte an den Streamer und an Amazon. Ab dem Status Twitch-Partner schließt man einen Vertrag mit Twitch und handelt die Konditionen individuell aus. Je mehr Zuschauer und Abonnenten den Kanal unterstützen, desto besser die Verhandlungsposition.

Bits ist die Plattform-eigene Währung von Twitch, bei der die Gebühren, die Twitch einstreicht, direkt beim Kauf gezahlt werden. Ein Bit ist einen Cent wert und kann an unterschiedliche Streamer verteilt werden. Eine weitere Einnahmemöglichkeit sind Spenden, die im Stream häufig animiert dargestellt und prominent platziert werden und vom Spender mit einer Nachricht versehen werden können. Mit aktivierter Pre-Roll-Werbung spielt Amazon Werbung aus und beteiligt den Kanalbetreiber daran.

Die kostenpflichtigen Unterstützungsmöglichkeiten der Zuschauer und damit verbundene Vorteile sind überwiegend optische "Gimmicks". Eine Ausnahme kann die aktive Teilnahme am Live-Chat sein. Der Live-Chat ist die Schnittstelle zwischen dem Online-Entertainer und den Zuschauern – auch untereinander – und ermöglicht im Gegensatz zu den Kommentaren unter YouTube-Videos einen Meinungsaustausch in Echtzeit. Einige der großen Streamer haben den Chat nur für Abonnenten (Subscriber) freigeschaltet. MontanaBlack nutzt diese "Sub-Only"-Funktion in seinen Streams, da zeitweise über 100.000 Zuschauer gleichzeitig "aktiv" sind und die Texteingaben damit unkontrollierbar wären.

Eine weitere Möglichkeit ist das Sponsoring und Produktplatzierung im Stream respektive Video. Dazu werden außerhalb der Plattformen Verträge mit potenziellen Werbepartnern geschlossen. Unterschieden wird in der Branche zwischen "endemic" und "non endemic" Werbung. Einfach übersetzt ließen sich die Begriffe mit "Werbung, die zum Inhalt passt" (endemic) und "Werbung die mit dem Inhalt nichts zu tun hat" (non endmic) beschreiben. Werbung dieser Art muss allerdings entsprechend gekennzeichnet werden.

Einige der oben genannten Möglichkeiten zum Geldverdienen muss man sich allerdings erst erarbeiten. Für ein YouTube-Partnerschaft benötigt man 1000 Abonnenten und eine Wiedergabezeit der Kanal-Videos von 4000 Stunden in den vergangenen zwölf Monaten. Vorher ist die Monetarisierung der Videos nicht möglich.

Twitch bietet unterschiedliche Möglichkeiten: Mit 50 Followern und mindestens 500 Minuten Streamzeit an sieben Tagen vor zeitgleich drei Zuschauern wird man Affiliate-Partner. Anschließend kann man einen Großteil zur Monetarisierung auf Twitch nutzen. Um Twitch-Partner zu werden, liegt die Messlatte höher: Dazu sind an 12 Tagen mindestens 25 Stunden Livestream vor durchschnittlich mindestens 75 Zuschauern nötig, dabei sind die durchschnittlich 75 Zuschauer die größte Herausforderung. Beides muss man innerhalb von 30 Tagen erreicht werden. Mit der Partnerschaft werden alle Funktionen von Twitch freigeschaltet und ein Vertrag zwischen beiden Parteien ausgehandelt, der ein Jahr gültig ist.